Politiker, Kirchen und Initiativen erinnern am Samstag an Mauerbau

50. Jahrestag

In Berlin und den ostdeutschen Bundesländern erinnern Politiker, Kirchen und Initiativen heute an den Beginn des Mauerbaus am 13. August 1961. Die zentrale Gedenkfeier zum 50. Jahrestag der Errichtung der Grenzanlagen, der mindestens 136 Menschen zum Opfer fielen, ist in Berlin geplant.

 (DR)

Der Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses, Walter Momper (SPD), sagte, die Sehnsucht der Mauerflüchtlinge nach einem besseren Leben in Freiheit und der Mut dieser Menschen habe sich in das Gedächtnis Berlins eingegraben. "Deshalb bleibt das Erinnern an die Berliner Mauer wichtig für unsere Stadt." Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) bezeichnete den Mauerbau bei einer Gedenkfeier in der Sacrower Heilandskirche als "Bankrotterklärung des DDR-Staates".



Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) sagte, die ganze Gesellschaft müsse dafür Sorge tragen, dass die Erinnerung an die Gräuel des SED-Regimes und an den Kalten Krieg als mahnendes Beispiel an die folgenden Generationen weitergegeben werde. Noch immer seien nicht alle Wunden der Trennung verheilt, erklärte Lieberknecht in Erfurt. Die Opfer der DDR-Diktatur litten auch weiterhin an den Folgen.



Auch Sachsens Regierungschef Stanislaw Tillich und der Ministerpräsident Sachsen-Anhalts, Reiner Haseloff (beide CDU), betonten die Notwendigkeit der Erinnerung an die deutsche Teilung:

"Dieses Unrecht darf niemals in Vergessenheit geraten und darf sich nie wiederholen", erklärte Tillich in Plauen. Haseloff sagte in Magdeburg, dass keine Gesellschaft und kein Staat ohne Gedächtnis und Erinnerung leben könnten. Die Berliner Mauer sei keine abstrakte Geschichte und keine ferne Epoche, sondern ein Sinnbild für die Gefahren des Totalitarismus.



Die mitteldeutsche Bischöfin Ilse Junkermann forderte, beim Gedenken die Bedürfnisse Ostdeutscher stärker zu berücksichtigen. Es dominiere derzeit der westliche Gedanke, dass mit dem Mauerfall 1989 die Freiheit und damit das westliche Prinzip gesiegt habe, sagte die evangelische Theologin dem epd in Magdeburg. Viele Menschen aus dem Osten hielten die Erinnerung an dieses Trauma des Eingesperrtseins aber noch immer nicht aus.



Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) wandte sich indes gegen einen für Samstag geplanten Aufzug der rechtsextremen NPD in Berlin. Die Partei versuche es mit Provokationen, "die für Demokraten unerträglich sind". Unter einem an den Jahrestag des Mauerbaus angelehnten Motto planen Neonazis nach Polizeiangaben für Samstagmittag eine Demonstration an der Böse-Brücke, dem ehemaligen Grenzübergang in der Bornholmer Straße. Die demokratischen Parteien haben zum Protest aufgerufen.



In der Nacht zum 13. August 1961 begann das DDR-Regime in Berlin mit dem Bau einer Mauer, um den Flüchtlingsstrom nach Westdeutschland zu stoppen. An ihr kamen bis 1989 mindestens 136 Menschen zu Tode, darunter 98 Flüchtlinge.



Weihbischof: Aus Erfahrung der Mauer Berliner Bär im Wappen

Der Mauerbau vor 50 Jahren hat auch den Berliner Weihbischof Matthias Heinrich tief geprägt. Aus der Erfahrung der jahrelangen Teilung der Stadt habe er den Berliner Bären als Zeichen der Einheit für sein Bischofswappen gewählt, erklärte Heinrich und betonte, die katholische Kirche Berlins sei in der Zeit der Mauer ein Symbol der deutschen Einheit gewesen.



Der Weihbischof hob vor allem die Verdienste des 1979 verstorbenen Kardinals Alfred Bengsch hervor, der wenige Tage nach dem Mauerbau Bischof von Berlin wurde. Er habe nicht zugelassen, "dass nach der Teilung der Stadt auch sein Bistum geteilt wird". Noch in seinem Testament habe er die Katholiken im Osten und Westen beschworen, die Einheit des Bistums zu bewahren. Diese hätten nicht aufgehört, "an die Einheit zu glauben und für die vollständige Einheit zu beten".