Bischof macht Sozialkürzungen verantwortlich für Krawalle

Verlust gemeinsamer Werte

Der anglikanische Bischof Nick Baines sieht die britischen Sozialkürzungen als Grund für die Ausschreitungen der vergangenen Nächte. Die Jugendlichen in den Städten würden der Gesellschaft immer "fremder", sagte Baines. Verantwortlich dafür sei eine größer werdende Schere zwischen Arm und Reich.

Autor/in:
Charlotte Morgenthal
 (DR)

"Die Banker behalten ihre Geschäfte wie üblich bei, während die Armen sehr viel durch Sparmaßnahmen verlieren", kritisierte der Bischof von Bradford. Der 53-jährige Theologe war bis zum Mai acht Jahre lang Bischof in Croydon gewesen, einem südlichen Stadtbezirk in London. Besonders dort war es zu massiven Krawallen gekommen.



Sein Sohn habe seine Wohnung in Croydon verlassen müssen, berichtete der Bischof. "Alle Nachbar-Gebäude sind zerstört." Dies seien nicht nur Geschäfte, sondern auch Privatwohnungen. "Es ist schockierend", sagte Baines. Anders als bei den Ausschreitungen von 1981 ließen die jetzigen Krawalle eher auf eine inszenierte kriminelle Veranstaltung schließen als auf einen spontanen Ausbruch von Frustration. "Bei diesen Aufständen geht es um Kriminalität."



Vorgehen gegen gegen Kinderarmut und Lücken im Bildungsbereich

Die Krawalle spiegelten einen Verlust gemeinsamer Werte, sagte Baines. Es bringe jetzt nichts, Schulen oder Medien für die Unruhen verantwortlich zu machen. Die britische Regierung solle auf die Warnungen des anglikanischen Erzbischofs von Canterbury, Rowan Williams, hören, empfahl Baines. Das Anglikaner-Oberhaupt hatte im Juni den Kurs der Regierung attackiert. Trotz einer schwachen Konjunktur sei die Politik gefordert, gegen Kinderarmut und Lücken im Bildungsbereich vorzugehen, hatte der Geistliche gemahnt.



In Großbritannien war es in den vergangenen Nächten zu massiven Ausschreitungen gekommen. Vorwiegend Jugendliche zerstörten in London und weiteren Städten wie Manchester und Liverpool Geschäfte und lieferten sich teils heftige Straßenschlachten mit der Polizei. In der Nacht zu Donnerstag war soll es Medienberichten zufolge ruhig geblieben.