Die CDU-Kritik von Erwin Teufel wird in seiner Partei von vielen geteilt

C wie Zustimmung

Die Kritik des ehemaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Erwin Teufel am Zustand der Union stößt weiter auf Zustimmung. So vermisst Ex-Ministerpräsident Wolfgang Böhmer auch christliche Werte in seiner Partei. Nur vereinzelt gibt es Widerspruch.

 (DR)

Christliche Werte seien eine Verpflichtung der Partei, sagte der ehemalige Landesvater von Sachsen-Anhalt, Wolfgang Böhmer, am Dienstag (02.08.2011) dem RBB-Inforadio. Er stimme da seinem ehemaligen Amtskollegen in Baden-Württemberg, Erwin Teufel, zu.



Dieser wiederholte am Wochenende gegenüber der der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" seine bereits vor wenigen Wochen gegenüber domradio.de geäußerte Kritik, dass seiner Partei christliche Inhalte immer weniger wichtig seien. Böhmer erklärte, es müsse bestimmte, fast zeitlose Grundüberzeugungen und Werte für die CDU geben, die erkennbar sein und bleiben sollten. Die CDU-Stammwähler könnten die Alleinvertretungsmerkmale der Partei und ihre Kernkompetenzen nicht mehr erkennen. Der Union fehle ein wirtschaftspolitisches Gesicht. Auch in der Europapolitik habe die Partei ihr Profil verloren.



Auch der frühere thüringische Ministerpräsident Dieter Althaus schaltete sich in die Debatte ein. Die angestoßene Diskussion sei wichtig, sagte Althaus auf Anfrage. Die Union habe jahrzehntelang erfolgreiche Politik für Deutschland und Europa gestaltet. Dafür sei die Wiedervereinigung ein besonders markantes Beispiel, so Althaus.

Deshalb sei es wichtig, dass die CDU auch in Zukunft ihre Wurzeln beachte und das christliche Menschenbild in der praktischen Politik lebe.



"Große Skepsis über die CDU-Politik an der Parteibasis"

Der CDU-Außenexperte Philipp Mißfelder sagte: "Erwin Teufel spricht vielen in der CDU aus dem Herzen." Die CDU müsse sich wieder stärker auf ihre Werte besinnen und ihr Profil schärfen, forderte der Chef der Jungen Union, in den "Ruhr Nachrichten" (Dienstagausgabe). Bei den Sachthemen müsse die Wirtschaftspolitik wieder ganz oben stehen.



Der CDU-Fraktionschef in Thüringen, Mike Mohring, stimmt Teufel ebenfalls in weiten Teilen zu. "Die CDU muss Positionen deutlicher akzentuieren und politisch durchhalten, für die sie steht", sagte Mohring der Zeitung "Die Welt" (Dienstagausgabe). Mohring nennt ein leistungsorientiertes, begabungsgerechtes gegliedertes Schulsystem und eine Familienpolitik, die Eltern Wahl- und Entscheidungsfreiheit in der Erziehung ihrer Jüngsten sichert.



Reservierter äußert sich Schleswig-Holsteins CDU-Chef Christian von Boetticher zu Teufel. In Anbetracht der Herausforderungen täte es zwar gut, auf den Rat der Älteren zu hören, die die CDU an ihre Wurzeln erinnerten. "Aber neue Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit müssen wir schon selber finden", sagte Boetticher der "Welt".



Tillich schließt sich Teufels Kritik nicht an

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich kann sich der Auffassung Teufels dagegen nicht anschließen: "Die CDU bleibt Volkspartei. Zu einer Volkspartei gehört auch Diskussion, das Ringen um den richtigen Weg, um die richtigen Ziele. Ich verstehe den Beitrag von Erwin Teufel als konstruktive Kritik im Ringen um die richtigen, gerechten und zeitgemäßen Lösungen."



Aus Teufels Landesverband kommt dagegen Unterstützung für dessen Kritik. CDU-Fraktionschef Peter Hauk sagte demselben Blatt: "Die Mitglieder der CDU aber auch die Wähler haben zum Teil das Vertrauen in die CDU verloren, und tun sich schwer, Positionen zu finden, die sie in erster Linie mit der CDU verbinden." Deshalb sei es jetzt besonders wichtig, den Menschen wieder Werte und Inhalte klar darzulegen, für die die CDU stehe.



Der Merkel-Biograph und Politikwissenschaftler an der Uni Bonn, Gerd Langguth findet Teufels Kritik ebenfalls berechtigt. "Die geistig-moralische Auseinandersetzung fehlt in der CDU", sagte er der Münchner Tageszeitung "tz" (Dienstagausgabe). "Wo steht die Kanzlerin? Wo sind die christlich-demokratischen Grundüberzeugungen? Das treibt die Mitglieder um, und dafür ist Teufel ein Sprachrohr."