Der Vorsitzende der ANC Jugendliga sorgt mit radikalen Sprüchen für Aufregung

Südafrikas enfant terrible

Kein Politiker sorgt derzeit in Südafrika für so viele Schlagzeilen wie Julius Malema. Der Chef der Jugendliga des Afrikanischen Nationalkongresses ist hoch umstritten. Die einen halten den Nachwuchspolitiker der Regierungspartei für schlicht gefährlich, die anderen sehen in ihm einen modernen Robin Hood.

Autor/in:
Dagmar Wittek
 (DR)

Malema fordert die Verstaatlichung südafrikanischer Minen und die Enteignung von Großgrundbesitzern. Er beschimpft mit Vorliebe weiße Journalisten als "Instrumente der imperialistischen Mächte". Und die deutschstämmige liberale Oppositionsführerin Helen Zille bezeichnet er als "rassistisches kleines Mädchen".



Malema schlägt in einem fort mit Worten um sich. Wo immer der 30-Jährige auftritt, ist ein wortreiches Spektakel zu erwarten, das für Kontroversen sorgt. Provozierend singt er in aller Öffentlichkeit den Song des Freiheitskampfes gegen das Apartheidregime "Shoot the Boer", der zur Erschießung der weißen Buren aufruft. Im vergangenen Jahr hatte ein Gericht dies verboten. Viele in Südafrika bezeichnen den stämmigen kleinen Mann als Volksverhetzer. Präsident Jacob Zuma charakterisiert ihn jedoch als "werdenden Führer", der "einmal den ANC beerben wird".



Vier von fünf Bürgern sind schwarz

Zuma und Malema brauchen sich gegenseitig. Malema und die einflussreiche ANC Jugendliga unterstützten Zuma trotz Korruptionsvorwürfen und einem Vergewaltigungsprozess 2009 bei seiner Präsidentschaftskandidatur. Im Gegenzug scheint Malema so etwas wie Narrenfreiheit zu haben. Er darf und soll vielleicht das aussprechen, was viele Südafrikaner bewegt: Die Frustration über eine zu langsame Umverteilung von der weißen Minderheit auf die lange unterdrückte schwarze Mehrheit: Vier von fünf Bürgern sind schwarz.



Laut den Vereinten Nationen leben rund 43 Prozent der knapp 50 Millionen Südafrikaner unterhalb der Armutsgrenze. Die Arbeitslosigkeit liegt nach offiziellen Angaben bei 25 Prozent.

Besonders junge Erwachsene sind davon ohne Job. Da fallen rassistische Parolen und Forderungen nach Verstaatlichung des Bergbaus und Enteignung von Land auf fruchtbaren Boden.



Malema erreicht die Verlierer des jungen demokratischen Südafrika. Erst vor 17 Jahren endete das weiße Aparteidregime, das Schwarze marginalisiert, ausgebeutet und unterdrückt hatte. Für viele hat sich seitdem nicht viel verändert.



Luxuriöser Lebensstil in der Kritik

Doch der Kritiker gerät nun selbst in die Kritik. Der südafrikanischen Steuerbehörde liegen zwei Anträge vor, den Chef der ANC Jugendliga unter die Lupe zu nehmen. Oppositionspolitiker hinterfragen Malemas luxuriösen Lebensstil. Der selbsterklärte Anti-Kapitalist trägt maßgeschneiderte Anzüge, italienische Schuhe, liebt großzügige Feste mit edlem Whisky und fährt eine teure Limousine. Von 20.000 Rand (zirka 2.000 Euro), die die ANC Jugendliga Gehalt zahlt, sei das alles wohl kaum möglich, meint der konservative Broederbond.



Zweifel kamen auch auf an einem Fonds, den Malema angeblich zu wohltätigen Zwecken gegründet hat. Recherchen der südafrikanischen Tageszeitung "The Star" ergaben, dass Gelder niemals ihr vermeintliches wohltätiges Ziel erreicht hätten. Weitere südafrikanische Medien spekulieren seitdem, dass sich Malema für Mittlerdienste in der Industrie bezahlen lässt.



"Mein Geld ist meine Angelegenheit", wettert Malema dagegen. In Zeitungsinterviews antwortet er schnippisch, dass er eben die Fähigkeit habe mit dem Kapitalismus zu leben, während er ihn gleichzeitig bekämpfe.