Streit um neue Quote beim Bundesfreiwilligendienst

Bufdi vor FSJler?

Um die neu eingeführte Quote für den Bundesfreiwilligendienst ist ein heftiger Streit entbrannt. Verbände, die Grünen und Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer werfen der Bundesregierung vor, wortbrüchig geworden zu sein. Der Verdacht: Bewerber für das Freiwillige Soziale Jahr würden in den Bundesfreiwilligendienst gezwungen.

 (DR)

Der Bund habe ursprünglich schriftlich zugesichert, dass alle bestehenden und neuen FSJ-Plätze gefördert würden, unabhängig von der Zahl der Plätze für den Bundesfreiwilligendienst (BFD), wirft Haderhauer der Bundesregierung vor.



Vor gut einer Woche teilte das Bundesfamilienministerium jedoch den Trägern der Freiwilligendienste mit, dass ab sofort eine Quote einzuhalten sei. Auf drei Plätze im FSJ müssen zwei Plätze im Bundesfreiwilligendienst kommen. Die Träger erhalten vom Ministerium Zuschüsse für die Freiwilligendienste.



"Wortbruch und Inkompetenz"

Um die geringen Anmeldungen für den Bundesfreiwilligendienst zu kaschieren, sollten die Bewerber für ein Freiwilliges Soziales Jahr gegen ihren Willen einen Bundesfreiwilligendienst ableisten, kritisierte auch der bayerische Landescaritasdirektor Karl-Heinz Zerrle. Die Caritas in Bayern sprach von "Wortbruch und Inkompetenz".



Auch die hessischen Wohlfahrtsverbände protestierten gegen die neuen Vorschriften. Die Quote sei ein Bruch bisheriger Absprachen, sagte der Vorstandsvorsitzende der Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Hessen, der hessen-nassauische Diakoniechef Wolfgang Gern, in Wiesbaden.



Die Vorwürfe der Bundesregierung, die Träger des FSJ würden sich nicht genügend für den BFD engagieren, träfen nicht zu. "Hier sollen offenbar die Probleme des im Eiltempo durch die Institutionen gebrachten Gesetzes zum Bundesfreiwilligendienst auf dem Rücken des etablierten und gut laufenden Freiwilligen Sozialen Jahres ausgetragen werden", sagte Gern. Wenn Freiwillige sich für ein FSJ statt für den BFD entschieden, liege das auch daran, dass ein Kindergeld für die "Bufdis" bisher gesetzlich nicht verankert sei.



"Erpressung"

Auch die Grünen kritisierten die neue Quote. Der jugendpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion, Till Seiler, die Träger würden abgestraft. Die Vereinbarung grenze an Erpressung. Ebenso müssten die Absprachen zu Arbeitsmarktneutralität und Konkurrenzfähigkeit gegenüber den Jugendfreiwilligendiensten eingehalten werden.



Die jugendpolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Dorothee Bär (CSU), verteidigte hingegen das Vorgehen des Bundesfamilienministeriums. Jeder, der das wünsche, solle einen Freiwilligendienst absolvieren können. Bislang musste allerdings jeder Zweite abgewiesen werden. Nach aktuellen Meldungen gebe es 60.000 Bewerber für das Freiwillige Soziale Jahr, aber nur 35.000 Plätze. Mit dem neuen Bundesfreiwilligendienst könne die zusätzliche Nachfrage bedient werden. Voraussetzung sei allerdings, dass alle Beteiligten in Bund und Ländern an einem Strang zögen, betonte Bär.



Der Bundesfreiwilligendienst ist am 1. Juli gestartet und löst den Zivildienst ab, der zusammen mit der Wehrpflicht ausgesetzt wurde. In dem neuen Dienst können sich Frauen und Männer jeden Alters engagieren. Der BFD soll dem etablierten FSJ und Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) keine Konkurrenz machen. In allen Freiwilligendiensten wird ein Taschengeld gezahlt, dass bei 150 bis

200 Euro im Monat liegt. Das zuständige Bundesfamilienministerium rechnet für den BFD pro Jahr mit 35.000 Frauen und Männern. Zum 1. Juli hatten nach Ministeriumsangaben rund 3.000 Freiwillige einen neuen Vertrag geschlossen.