Menschenrechtler fordern Freilassung von Priester in Vietnam

Ungerechtes Vorgehen

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat die vietnamesische Regierung aufgefordert, den katholischen Priester Nguyen Van Ly unverzüglich freizulassen. Der 65-jährige Geistliche war am Montag nach einer 16-monatigen Haftverschonung aus medizinischen Gründen erneut verhaftet worden.

 (DR)

Ihm wird nach Angaben der staatlichen vietnamesischen Nachrichtenagentur vorgeworfen, gegen die kommunistische Partei gerichtete Dokumente verbreitet und zu Demonstrationen aufgerufen zu haben.



Phil Robertson, Direktor der Asien-Sektion von HRW, sprach in einer am Mittwoch in Bangkok veröffentlichten Erklärung von einem grausamen und ungerechten Vorgehen. Ly sei "allein wegen der friedlichen Äußerung politischer Meinungen" verurteilt worden. Zudem habe der Priester in seiner früheren Haft bereits mehrere Schlaganfälle erlitten; zudem sei er wegen eines Gehirntumors inzwischen teilweise gelähmt. Laut HRW muss Ly fünf Jahre in Haft bleiben, an die sich fünf weitere Jahre in Hausarrest anschließen.



Auch die USA haben die sofortige Freilassung Lys gefordert. "Niemand darf inhaftiert werden, nur weil er von seinem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch gemacht hat", betonte das US-Außenministerium am Dienstag in einer Erklärung.



Schon 15 Jahre im Gefängnis verbracht

Ly verbrachte wegen seines Einsatzes für Religionsfreiheit, Demokratie und Menschenrechte seit 1977 insgesamt 15 Jahre im Gefängnis. Laut HRW zählt er zu den Führern der Demokratiebewegung in dem kommunistischen Land. Im März 2007 verurteilte ihn ein Gericht zu acht Jahren Freiheitsstrafe, weil er unter anderem in einem Manifest zu einem friedlichen Einsatz für Menschenrechte und Demokratie aufgerufen hatte. Die Behörden warfen ihm "Propaganda gegen die Regierung" vor. Während des Prozesses brachten ihn nach HRW-Angaben Sicherheitskräfte gewaltsam zum Schweigen, als er die Justizbeamten beschuldigte, nach dem "Gesetz des Dschungels" zu handeln.