Bischof in Kenia kritisiert Regierung für Umgang mit Hungerkrise

"Bald ist hier nur noch Staub"

In der Hungerkrise am Horn von Afrika blickt die Welt vor allem nach Somalia. Doch auch in Kenia sind Millionen Menschen bedroht. Ein Bischof wirf der Regierung seines Landes nun vor, die Katastrophe herunterzuspielen.

Autor/in:
Ann Kathrin Sost
 (DR)

"Die Presse und internationale Organisationen schreien die Situation geradezu heraus, aber die Regierung stellt sich dumm", sagte Zacharia Kahuthu, Bischof der Kenianischen Evangelisch-Lutherischen Kirche dem epd in Nairobi am Montag (01.08.2011). Nach UN-Angaben könnten bis zu 3,5 Millionen Kenianer auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen sein. Derzeit sind rund 2,4 Millionen Menschen in dem ostafrikanischen Land von Hunger bedroht.



Ein Regierungssprecher hatte vor wenigen Tagen gesagt, in Kenia seien noch keine Hungertoten bekannt. Kahuthu hielt der Regierung vor, die Situation mit Blick auf die anstehenden Wahlen 2012 schönzureden. "Wenn der Regen nicht bald kommt, ist hier nur noch Staub", warnte der Bischof angesichts besonders von Dürre betroffener Gebiete. In den von Massai bewohnten Gebieten im Süden Nairobis gebe es bereits Berichte von Verhungerten und auch Selbstmorden, weil Männer ihre Familien nicht mehr ernähren könnten, sagte er.



"Wir haben genügend Wasser"

Dem Bischof zufolge könnte die Hungerkrise in Kenia leicht gelöst werden, wenn der politische Wille da wäre: "Wir haben genügend Wasser, vom Kilimandscharo, vom Viktoria-See, in unseren Flüssen." Dieses werde aber zur Bewässerung der Farmen genutzt, die Blumen für den Export züchten. Die Bevölkerung stehe buchstäblich auf dem Trockenen. Blumen gehören mit einem Jahresumsatz von knapp 400 Millionen Euro zu den wichtigsten Wirtschaftsgütern Kenias, sind aber wegen ihrer Ökobilanz seit Jahren umstritten.



Dabei gebe es einfache Wege, die Krise zu lösen - etwa mit dem Bau von mehr Dämmen und dem Drillen von Bohrlöchern, ergänzte der Bischof. "Wir könnten heute schon genügend zu essen für alle haben, das ist schlicht eine Frage der richtigen Entscheidungen und Taten", sagte Kahuthu. In Kenia werde aber nicht vorausschauend genug gearbeitet, "weil die politische Agenda das nicht vorsieht".



Kahuthu sprach sich gegen internationale Unterstützung außerhalb der Not- und Flüchtlingshilfe aus. "Es ist erst einmal an uns zu fragen, was wir als Kenianer tun können", sagte er. "Wenn wir dann entdecken, dass wir nicht alle Vorhaben umsetzen können, geben wir euch Bescheid. Aber erst dann."