Der Libori-Tusch

Hintergrund

Er ist das Markenzeichen der feierlichen Liturgien zum Liborifest in Paderborn - der Libori-Tusch. Die Paderborner und viele Gläubigen aus dem Bistum warten lange auf den Libori-Samstag. Dann wird das Fest feierlich eröffnet und es erklingt der Libori-Tusch.

Autor/in:
Matthias Friebe
 (DR)

Paderborner Dom: Nach dem Einzug des Erzbischofs mit allen angereisten bischöflichen Gästen und der Begrüßung, setzt sich eine Prozession zur Krypta in Gang. Dort werden die Gebeine des Hl. Liborius aus dem Altar gehoben und in den goldenen Schrein eingesetzt. Acht Träger in langen Samtgewändern tragen den Schrein über die steile Treppe hoch in den überfüllten Dom. Sobald der Schrein den Dom erreicht, erklingt der Tusch. Er kündigt die Gegenwart des Hl. Liborius im Dom an.

Umrahmt von feierlichem Orgelspiel ertönt der Tusch noch mehrmals während der Prozession zum Altar. Vor dem Schrein geht derweil ein Diakon, der ein großes Pfauenwedel trägt. Die Legende besagt: Bei der Überführung der Gebeine des Hl. Liborius von Le Mans nach Paderborn soll ein Pfau vorweg geflogen sein. Bei jeder Rast lässt sich der Pfau auch nieder und fliegt erst weiter, wenn sich auch der Zug mit den Gebeinen wieder in Bewegung gesetzt hat. Als die Gebeine schließlich in Paderborn ankommen, setzt sich der Pfau - nach erfüllter Mission - auf das Dach des Domes und stirbt.

Ein letztes Mal erklingt der Tusch - gespielt von Bläsern des Bahnsozialwerkes Paderborn - wenn der Schrein oberhalb des Bischofssitzes seinen Platz im Hochchor des Domes gefunden hat. Sogleich begrüßen die Gläubigen ihren Schutzpatron mit langanhaltendem Applaus.



Urheber ist Felix Mendelssohn Bartholdy

Der Libori-Tusch ist leicht abgewandelt aus dem berühmten Oratorium "Paulus" von Felix Mendelssohn Bartholdy entnommen. Die Melodie des Libori-Tusches stammt aus der Nr. 16 des Oratoriums, aus dem berühmten Choral "Wachet auf, ruft uns die Stimme". Schon seit Jahrhunderten werden große Feste durch feierliche Bläserklänge, sogenannte Intraden eingeleitet. Der Libori-Tusch stellt sich ganz in die Tradition dieser Intraden. Aus der Liturgie ist er heute auch nicht mehr wegzudenken. "Der Libori-Tusch ist unheimlich wirkungsvoll. Und der echte Paderborner muss einmal im Jahr den Tusch gehört haben. Und zwar live und nicht aus der Konserve. Das ist das Großartige. Der Tusch weitet die Herzen der Gläubigen." Voller Stolz erzählt der Paderborner Erzbischof vom Libori-Tusch, für den viele Gläubige aus dem Erzbistum extra nach Paderborn anreisen. In den Libori-Tagen findet man vor dem Paderborner Dom niemanden, der nicht begeistert ist vom Tusch. Von "Gänsehaut-Gefühl" und "einmalig und beeindruckend" ist da zu hören.

Diese Gänsehaut, die kann man beim Libori-Fest noch ein zweites Mal erleben, nämlich am Dienstag. Zum Ende des sogenannten Triduums wird nach einer Festandacht um 17.00 Uhr, in der auch der eucharistische Segen gespendet wird der Schrein aus dem Dom getragen. Gemeinsam mit vielen Priestern und Bischöfen zieht eine lange Prozession mitten über den Pottmarkt, zwischen den geöffenten Ständen. Aus eigens aufgehängten Lautsprecher schallt die Übertragung der Musik aus dem Dom. Hier kommen sich Kirche und Welt wieder ganz nah. Die "einzigartige Paderborner Mischung" stellt sich ein. Weihrauchduft mischt sich mit Duft von gebrannten Mandeln und dem Geruch von gegrillter Bratwurst. Der Erzbischof und einer seiner Weihbischöfe ziehen hinter dem Schrein her und segnen alle Kinder am Wegesrand, halten den einen oder anderen Plausch.

Über den Kreuzgang erreicht die Prozession mit dem Libori-Schrein wieder den Dom. Im Spalier von vielen Schützen werden die Gebeine des Heiligen in die Krypta gebracht und dort wieder im Altar beigesetzt. Zuvor aber erklingt noch mehrfach der Tusch. Und ganz Schluss klatschen alle anwesenden Gläubigen aus Dank für die vergangenen Tage und aus Freude über ihren Libori-Tusch.