Katholische Kirche gründet "Zentrum für Kinder- und Jugendschutz"

Für ein weltweites Konzept gegen Missbrauch

Als Konsequenz aus dem Missbrauchsskandal gründet die katholische Kirche ein neues wissenschaftliches "Zentrum für Kinder- und Jugendschutz": In München soll ein weltweit einsetzbares E-Learning-Trainingsprogramm entwickelt werden.

 (DR)

Das Programm soll in den nächsten drei Jahren entstehen. Es wird dazu dienen, kirchliche Mitarbeiter für die Prävention von Übergriffen gegen Minderjährige zu schulen. Designierter Leiter des Zentrums ist der Ulmer Kinder- und Jugendpsychiater Hubert Liebhardt. Zweites Ziel ist die Ausarbeitung eines globalen pastoralen Konzepts gegen Missbrauch in Kirche und Gesellschaft.



Das gab der Münchner Kardinal Reinhard Marx am Montag bekannt. Träger sind die Erzdiözese München-Freising und die Päpstliche Universität Gregoriana der Jesuiten in Rom. Die Einrichtung werde spätestens zu Beginn 2012 ihre Arbeit aufnehmen.



Marx sagte, die Kirche stelle sich mit diesem Projekt ihrer Verantwortung. Neben der Aufarbeitung erfolgter Übergriffe und der Sorge um die Opfer müsse "eine neue Kultur des Hinschauens" etabliert werden. "Die Kirche soll ein Ort der Gewaltlosigkeit und Liebe gerade für die Kleinen und Schwachen sein - ja geradezu ein Schutzraum", betonte der Kardinal.



Nachhaltiger Lernprozess

Der Jesuit Hans Zollner, Vizerektor der Gregoriana, erklärte, es gehe um einen nachhaltigen Lernprozess. Er sei sehr froh, dass sich die Münchner Erzdiözese "in bemerkenswerter Weise für die Weltkirche engagiert". So wurden in einem ersten Schritt 250.000 Euro für das neue Zentrum zur Verfügung gestellt. Mit E-Learning könnten Weltgegenden erreicht werden, "wo es Internet gibt, aber keine Straßen", erläuterte er die Bedeutung des Projekts.



Der Kontakt zu Liebhardt von der Universität Ulm sei bei einer Arbeitsgruppe des Runden Tisches in Berlin zustande gekommen, so Zollner, der diesem Gremium ebenfalls angehört. Liebhardt berichtete, sein Institut sei auf die Entwicklung webbasierter Hilfen im Bereich des Kinderschutzes spezialisiert.



Der neue Kurs werde sich teils am Computer, teils durch Präsenzveranstaltungen absolvieren lassen, so der Experte. Die Teilnehmer könnten bei interaktiven Übungen unter anderem ihre Feinfühligkeit im Umgang mit Anzeichen von Missbrauch trainieren. Von Schauspielern nachgestellte Fälle seien ein weiteres wichtiges Medium. Die ersten geschlossenen Probetrainings sollen Ende nächsten Jahres in Kooperation mit acht ausgewählten Partnerorganisationen aus verschiedenen Ländern und Kulturkreisen beginnen.