Die "Pueri Cantores" in Würzburg enden

Der ganze Dom ein riesiger Chor

Das Deutsche Chorfestival "Pueri Cantores" ist am Sonntag zu Ende gegangen. Beim Abschlussgottesdienst sangen die rund 3.000 Teilnehmer als großer gemeinsamer Chor. Fünf Tage lang hatten knapp 100 Kinder- und Jugendchöre in Kirchen und auf Plätzen in Würzburg sowie in weiteren unterfränkischen Städten gesungen und gefeiert.

Autor/in:
Christian Wölfel
Mädchenchor am Kölner Dom (DR)
Mädchenchor am Kölner Dom / ( DR )

"Echt Gänsehaut", sagt Martin Berger über sein Erlebnis am Sonntag im Würzburger Kiliansdom. Vielen der mehr als 3.000 Sängerinnen und Sänger dürfte er dabei aus dem Herzen sprechen. Es ist ein imposantes Klangerlebnis, das sie beim Abschlussgottesdienst des 6. Deutschen Chorfestivals "Pueri Cantores" geschaffen haben. Das Mottolied "Singen von Gottes Wegen" tönt mächtig durch die Kathedrale, deren Kirchenbänke den Jugendlichen weichen mussten. Der ganze Dom ist ein riesiger Chor. Und Berger, seines Zeichens Domkapellmeister, dirigiert die Sängerinnen und Sänger von der Empore aus.



Der Schlussgottesdienst ist der Höhepunkt, nicht nur für Berger, sondern für das gesamte Festival. Knapp 100 Chöre aus ganz Deutschland haben fünf Tage lang in den Kirchen und auf den Plätzen in Würzburg sowie sechs weiteren unterfränkischen Städten gemeinsam gesungen und gefeiert. Da konnte es dann sein, dass die berühmten Regensburger Domspatzen auf Ensembles aus kleinen Gemeinden trafen und gemeinsam musizierten. Mit ihren blauen Festival-Rucksäcken prägten die Kinder und Jugendlichen das Stadtbild.



"Die Kirche ist begeisterungsfähig"

Ein großes Gemeinschaftserlebnis sei ein solches Festival, sagen viele der Teilnehmer. Von einem "Segen" für die Stadt und das ganze Bistum spricht Domkapellmeister Berger. "Die Kirche ist begeisterungsfähig." Und der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann sieht in dem Treffen einen Beweis dafür, dass die Kirche jung sei. Dazu gehören dann beim Abschlussgottesdienst auch die Jubelstürme und die Laola-Welle, die durch den Dom rollt.



Am Donnerstag etwa war selbst auf dem Kirchenboden kein Sitzplatz mehr frei, als die Regensburger Domspatzen im Neumünster eine Kostprobe ihres Könnens gaben. Währenddessen begeisterte die junge Kantorei Sankt Lambertus aus Mettmann die Zuhörer rund um die offene Bühne auf dem Würzburger Marktplatz. Und sie bewies dabei, dass kirchliche Chöre nicht nur Kirchenmusik machen, sondern auch Schlager wie die Conny-Froboess-Klassiker "Pack die Badehose ein" und "Zwei kleine Italiener" beherrschen.



Attraktiv, nicht nur für die Zuhörer

Die älteren Zuhörer fühlten sich an ihre Jugend erinnert, "Oh happy day" aus dem Film "Sister Act" begeisterte die jungen Zuhörer anderer Chöre ebenso wie die Angestellten eines benachbarten Drogeriemarktes. Sie spendierten den Sängern zwei große Kartons mit Fußbällen. Am Freitag, als die Chöre verschiedene Städte des Bistums besuchten, durfte sich ein Brautpaar vor dem Aschaffenburger Standesamt über einen spontan von 1.000 Stimmen gesungenen Kanon freuen: "Viel Glück und viel Segen..."



Die kirchlichen Kinder- und Jugendchöre sind attraktiv, nicht nur für die Zuhörer beim Festival. Die Zahl der Sängerinnen und Sänger in den bundesweit rund 400 Chören wachse, erklärt Hofmann, der zuständiger Bischof für die "Pueri Cantores" in Deutschland ist. In der Chorarbeit sieht er einen der Grundpfeiler kirchlicher Jugendarbeit. Denn die Sängerinnen und Sänger erhielten nicht nur eine musikalische Ausbildung, sondern wüchsen auch in den Glaubensschatz der Kirche hinein.



Diesen Schatz gelte es zu erhalten und zu fördern, sagt Berger. Der Domkapellmeister vergleicht die vielen kirchlichen Chöre in den Gemeinden mit Inseln, die zusammen "eine ganze Menge Land" ergäben. Dies spürten die Jugendlichen gerade bei einem solchen Festival. In einem Jahr kommen die "Pueri Cantores" wieder zusammen, dann aus aller Welt im spanischen Granada.