3.000 junge Stimmen bringen Würzburg zum Klingen

Pueri Cantores

Wo man singt, da lass dich ruhig nieder - Über 3.000 junge Menschen sind für fünf Tage nach Würzburg gekommen, weil sie eine gemeinsame Leidenschaft haben - das Singen. Mit ihren glockenhellen Stimmen begeistern sie die sich spontan bildende Menge in der Innenstadt. Es ist das 6. Treffen der katholischen Kinder- und Jugendchöre in Deutschland.

Autor/in:
Julia Grimminger
Würzburger Dom: Voller junger Stimmen (KNA)
Würzburger Dom: Voller junger Stimmen / ( KNA )

"Pueri cantores" nennt sich der Zusammenschluss, "singende Jungen". Doch längst mischen sich zwischen die Knabenchöre auch Mädchenkantoreien und gemischte Kinder- und Jugendensembles. Insofern erscheint der Name überholt. Geblieben ist die Tradition des 1947 in Frankreich gegründeten Verbands, sich mit Gesängen für den Frieden einzusetzen.



Mit blauen, gelben oder roten T-Shirts zeigen die jungen Sängerinnen und Sänger ihre Zugehörigkeit an, schwingen überwiegend selbst gebastelte Fahnen und singen mal Geistliches, mal Weltliches - nur kurzfristig unterbrochen von einer La-Ola-Welle. Die Stimmung: euphorisch.



Von wegen Null-Bock

Von wegen Null-Bock und Facebook-Generation: Wenn Dana gefragt wird, ob das nicht uncool sei, in einer Mädchenkantorei zu singen, lässt sie sich nicht provozieren. "Weil es mir Spaß macht", sagt die 15-Jährige aus der Nähe von Münster, die inzwischen schon seit 9 Jahren dabei ist. Wenn die Probe zum Alltag gehöre, dann "lassen sich die Mädchen nicht mehr reinreden", weiß Danas Chorleiter Thorsten Schlepphorst.



Mit seinem Chor ist er nach Würzburg gekommen, weil er sehen will, was andere so machen, und "nicht nur im eigenen Saft schmoren". "Singen kommt wieder", da ist sich der Kirchenmusiker sicher. Auch wenn dies in den Schulen zunehmend vernachlässigt worden sei. "Wir müssen heute das aufarbeiten, was die 68er verpönt haben."



Sänger brauchen Ausdauer und Disziplin

Viel Raum nimmt der Gesang im Leben von Christian (16) und Matthias (17) ein. Beide gehören zum Nachwuchs der Regensburger Domspatzen und proben jeden zweiten Tag. Das verlangt Ausdauer und Disziplin, doch die beiden Jugendlichen bekommen so auch einiges zurück: zum Beispiel das Gefühl von Gemeinschaft. "Wenn man nach der Probe nach Hause kommt, ist man einfach glücklich."



Für Magdalena aus Sigmaringendorf hat das Treffen einen nicht ganz unwichtigen Nebeneffekt: "Endlich bin ich mal länger alleine von zu Hause weg", grinst die Neunjährige. Ihr Lieblingslied ist "Singen von Gottes Wegen", das gemeinsame Lied des Chorfestivals.



Fußgänger bleiben stehen und fotografieren

Die Gassen der Altstadt vibrieren, als die Essener Domsingknaben "Laudate dominum" anstimmen. Neugierige öffnen die Fenster, Fußgänger bleiben stehen und flankieren und fotografieren die bunte Menge. "Alt, Bass, Sopran, Tenor - Singen, das kommt mir herrlich vor", erklingt weiter hinten ein Kanon.



"Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht", steht auf einem Liedzettel. Dunkle Wolken lassen diesen Nachmittag tatsächlich etwas düster wirken. Dennoch bleibt das prophezeite Unwetter aus und der singende Tross kann trockenen Fußes in den Dom einziehen.



Brechend voll ist die Kathedrale zum Auftakt des Chorfestivals. Trotz abmontierter Bänke müssen einige den Gottesdienst von der Pforte aus verfolgen. Wer den jungen Stimmen in den nächsten Tagen lauschen will, hat dazu viele Gelegenheiten, nicht nur in Würzburg. Am Freitag geben die Chöre Gastspiele in anderen unterfränkischen Städten, unter anderem in Miltenberg, Aschaffenburg und Kitzingen. Und für das Finale am Sonntag, dann wiederum im Würzburger Dom, wird am Samstag fleißig geprobt.