Priester wehren sich gegen Überprüfung – Bischöfe stellen klar

Irritationen um Missbrauchsstudien

Die vor wenigen Wochen auch bei domradio.de vorgestellten Forschungsprojekte der deutschen Bischöfe zum Thema Missbrauch sorgen offenbar bei einigen Priestern für Unmut. Von Verstößen gegen "die kirchliche Datenschutzordnung" ist die Rede. Die Bischofskonferenz stellt noch mal Eckpunkte der Studie klar.

 (DR)

Nach am Samstag (06.08.2011) vorab veröffentlichten "Spiegel"-Angaben gibt es Widerstand gegen die externe Überprüfung von Personalakten der Kirche auf mögliche Missbrauchsfälle. Dieses "juristisch wie menschlich höchst bedenkliche Vorgehen der deutschen Bischöfe" verstoße "gegen die Kirchliche Datenschutzordnung", kritisiert das "Netzwerk katholischer Priester" laut einem Vorabbericht des Hamburger Nachrichtenmagazins.



Netzwerk-Sprecher Guido Rodheudt, Pfarrer in Herzogenrath bei Aachen, verweist in dem Bericht darauf, dass "auch im normalen Arbeitsrecht Dritte keinen Anspruch auf Herausgabe der Personalakten haben".



Netzwerk vereint 500 Priester

Bei dem deutschlandweit tätigen Priester-Netzwerk sind seit dem Bischofsbeschluss nach eigenen Angaben zahlreiche Beschwerden eingegangen. Der Zusammenschluss von rund 500 katholischen Pfarrern fordert laut "Spiegel" die Bischofskonferenz nun auf, "von dem Projekt Abstand zu nehmen". Man begrüße zwar das Anliegen, Missbrauch aufzudecken und zu verhindern, doch so würden die Persönlichkeitsrechte aller Kleriker radikal verletzt, da ihre "Privatsphäre Dritten überlassen" werde, hieß es. Auch der emeritierte Münchner Kirchenrechtler Winfried Aymans teile die Bedenken.



In einer Stellungnahme, mit der das Netzwerk in den nächsten Tagen Woche an die Öffentlichkeit gehen will, heißt es, die Bischofskonferenz erwecke den Eindruck, dass die "Akteneinsicht ohne Einwilligung des Einzelnen alle Priester, Diakone und Ordens - angehörige dem Generalverdacht von sexuellem Missbrauch an Minderjährigen" unterstelle, zitiert der "Spiegel". Dies sei "ein falsches Signal" an die Öffentlichkeit und "ein ungeheuerlicher Bruch des Vertrauensverhältnisses zwischen Klerikern und ihren Bischöfen".



DBK-Erklärung

Die Deutsche Bischofskonferenz hatte kürzlich dem Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, Christian Pfeiffer, den Zugriff auf die vertraulichen Akten von allen 27 Bistümern für ein dreijähriges Forschungsprojekt erlaubt. Die Bischofskonferenz versicherte dabei, die allgemeinen daten- und personenschutzrechtlichen Standards einzuhalten.



Am Freitag wurden nun auf der Internetseite der Deutschen Bischofskonferenz eine gemeinsame Erklärung Pfeiffers und des DBK-Sekretärs, P. Dr. Hans Langendörfer SJ, veröffentlicht. Hier ist die Rede von verschiedenen "Anfragen, ob bei ihrer Durchführung dem Schutz personenbezogener Daten angemessen Rechnung getragen" wird und von "Irritationen" diesbezüglich. Deshalb wolle man "Eckpunkte des gemeinsam entwickelten Datenschutzkonzepts" klar stellen.



In insgesamt vier Punkten wird das Vorgehen bei der Untersuchung vorgestellt. Das Forschungsprojekt entspreche "dem allgemeinen daten- und personenschutzrechtlichen Standard bei wissenschaftlichen Forschungsprojekten", endet die Erklärung. Das beschriebene Verfahren trage unter Beachtung des Datenschutzes sowohl dem wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn als auch der Wahrung der Persönlichkeitsrechte der Priester Rechnung.


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