Die Hungerkatastrophe am Horn von Afrika

Kenia reagiert auf Flüchtlingsstrom

Die Lage in Ostafrika wird immer dramatischer. Täglich kommen Tausende von Flüchtlingen in den bereits völlig überfüllten UN-Flüchtlingslagern in Äthiopien und Kenia an. Die kenianische Regierung kündigte unterdessen auf Drängen der Vereinten Nationen an, die Grenze zu Somalia zu öffnen.

 (DR)

Die UN begrüßen am Freitag (15.07.2011) die Entscheidung.  Die kenianische Regierung kündigte an, in Kürze einen kleinen Grenzabschnitt zwischen Somalia und Kenia zu öffnen. Am Grenzposten Liboi sollen die Flüchtlinge auf Waffen untersucht und registriert werden. Die kenianische Regierung hatte die Grenze zuvor aus Sicherheitsbedenken geschlossen. Sie befürchtet, dass auch radikal-islamische Kämpfer der Al-Schabaab-Miliz über die Grenze kommen.



Nach UN-Angaben kommen täglich rund 1.300 neue Flüchtlinge aus Somalia nach Kenia. Im Süden Somalias sind viele Hungernde von ausländischer Hilfe abgeschnitten, weil große Gebiete unter Kontrolle der Al-Schabaab stehen, die internationale Helfer bedrohte.



Millionen Betroffene

In Ostafrika sind infolge der schwersten Dürre seit 60 Jahren zehn bis zwölf Millionen Menschen von Hunger bedroht. Am schlimmsten ist die Situation in Somalia, wo die Menschen wegen Krieg und Flucht kaum Vorsorge treffen konnten. Aber auch in Kenia, Äthiopien und der Sudan hungern Menschen.



Der UNHCR verwies darauf, dass am Freitag ein erstes Flugzeug mit Hilfsgütern für Dollo Ado gelandet sei; weitere würden in den nächsten Tagen folgen. Am Sonntag werde ein Flugzeug mit 9.000 Zelten und weiteren dringend benötigten Hilfsgütern in Kenia erwartet.



Dadaab in Kenia, das größte Flüchtlingslager der Welt, platzt nach Darstellung der UN-Organisation aus allen Nähten. Nahezu 400.000 Flüchtlinge seien dort untergebracht; geplant war es ursprünglich für 90.000. Jeden Tag kämen noch etwa 1.400 Vertriebene dazu. Ein großer Teil der Flüchtlinge stammt den Angaben zufolge aus Somalia, das nach über zehn Jahren Bürgerkrieg nun auch noch von der Dürrekatastrophe heimgesucht werde. "Über ein Viertel der somalischen Bevölkerung befindet sich inzwischen auf der Flucht. Es ist zu erwarten, dass in den nächsten Wochen immer mehr Flüchtlinge in Äthiopien und Kenia ankommen werden", heißt es.



Spendenaufruf

Unterdessen appellierte Care Deutschland-Luxemburg an die Bundesregierung, der Katastrophenregion langfristig zu helfen. Die Ursachen der derzeitigen Hungerkrise am Horn von Afrika - chronische Armut, politische Instabilität, soziale Ungerechtigkeit und Klimawandel - seien miteinander verwoben und schwelten bereits seit Jahren, sagte Hauptgeschäftsführer Anton Markmiller in Bonn. Nur durch eine vorausschauende Unterstützung der Region werde der "Kreislauf des Elends" ein Ende nehmen.

   

Der bayerische evangelische Landesbischof Johannes Friedrich rief zu Spenden auf. Er ist Vorsitzender des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes, der in Kenia Hungerhilfe leistet.



Die akute Hungersnot wird nach Einschätzung von Caritas international langfristige Konsequenzen haben. Die Folgen der Nahrungsmittelknappheit blieben "sicherlich bis ins nächste Frühjahr oder gar Mitte 2012" spürbar, sagte der Afrika-Experte des Hilfswerks, Christoph Klitsch-Ott, am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Freiburg. Selbst wenn es in der Krisenregion im Herbst regnen sollte, würde dies nur zu einer geringen Ernte führen.