Bischöfe und Laien beraten über Zukunft der Kirche

Ein Anfang ist gemacht

Mit einem positiven Fazit haben die katholischen Bischöfe in Deutschland die Auftaktveranstaltung zu dem von ihnen angestoßenen Dialog über die Zukunft der Kirche beendet. Er stelle eine "neue Kommunikations- und Sprachfähigkeit" in der Kirche fest, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, in Mannheim. Auch die Laien reagierten weitestgehend positiv.

Autor/in:
Joachim Heinz
 (DR)

"Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne", heißt es bei dem Dichter Hermann Hesse. Wenn diese Zeile stimmt, dann müssen die rund 300 Teilnehmer des Gesprächsforums "Im Heute glauben", das am Samstag in Mannheim zuende ging, fürwahr verzaubert gewesen sein.



Von neuen Aufbrüchen, geöffneten Türen und einzigartigen Erfahrungen war da gleich mehrfach die Rede. Bemerkenswert daran schien vor allem die Tatsache, dass diese Einschätzung von Bischöfen und Laien gleichermaßen geteilt wurde. Der offizielle Auftakt der von den Oberhirten angestoßenen Dialoginitiative zur Zukunft der Kirche in Deutschland: Er hätte offenbar besser kaum laufen können.



Doch wer genauer hinhörte, spürte bei aller Freude über einen neuen Kommunikationsstil zwischen Amtsträgern und Kirchenvolk auch Differenzen. Gemeinsam hat man sich auf den Weg gemacht - wohin, das steht freilich noch nicht so richtig fest. Während der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, zu Geduld mahnt und darauf verweist, dass es sich um eine auf mehrere Jahre angelegte Initiative handelt, drängen Laienvertreter wie Alois Glück auf konkrete Veränderungen in naher Zukunft. Der Chef des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) warnt vor einer "Kultur der Folgenlosigkeit". Wenn die Fragen etwa einer stärkeren Beteiligung von Laien an kirchlichen Leitungsaufgaben nicht ernsthaft angegangen würden, sei eine "neue Welle der Frustration" zu befürchten.



Hypothek aus dem Missbrauchsskandal

Immerhin: Dass es an der Zeit ist, überkommene Gewohnheiten zumindest zu hinterfragen, sehen auch die meisten Bischöfe so. Zu schwer wiegt die Hypothek aus dem Missbrauchsskandal des vergangenen Jahres, der, so der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck, "die dunkelste Seite unserer Kirche" offenbarte. Die für den Dialog eingesetzte "Steuerungsgruppe" der Bischofskonferenz zeigte sich zumindest bei der abschließenden Pressekonferenz schon einmal flexibel. Das Gremium, bestehend aus Zollitsch und Overbeck, den Bischöfen Franz-Josef Bode (Osnabrück) und Kardinal Reinhard Marx (München) sowie dem Sekretär der Bischofskonferenz, Jesuitenpater Hans Langendörfer, bat kurzerhand weitere Teilnehmer aufs Podium - nachdem zuvor Kritik laut geworden war, dass nur Bischöfe über die Ergebnisse des Treffens referierten.



Zuvor hatten beide Seiten zwei Tage lang in 39 Kleingruppen mit wechselnder Besetzung ihre Ansichten ausgetauscht, auch zu den sogenannten "heißen Themen" wie Zölibat und der Seelsorge für Homosexuelle. Zwar sollen dem Vernehmen nach manche der Oberhirten Schwierigkeiten gehabt haben, ihr Leitungsamt für einen Moment beiseite zulassen. Aber insgesamt lautete das Urteil über die Diskussionen: Auf Augenhöhe, ohne Tabus - aber mit Tiefgang. Am Ende standen 39 Wünsche auf den Flipcharts im Raum: Von dem etwas abstrakten Verlangen nach einer "Pastoral der Barmherzigkeit" bis zu einer gleichwertigen Anerkennung von wiederverheirateten Geschiedenen.



Bitte um Geduld

Bloß: Was wird nun aus diesen und anderen Forderungen, die teilweise schon seit über 30 Jahren vorgetragen werden? Zollitsch kündigte an, dass die Bischöfe auf ihrer nächsten Herbstvollversammlung die Ergebnisse des Mannheimer Treffens beraten. Bereits vorher - Mitte August - wird die Steuerungsgruppe Papst Benedikt XVI. über einen ersten Zwischenstand informieren. Noch einmal warb Zollitsch um Geduld und bat um Verständnis, dass manche Fragen ohne Rom nicht lösbar seien. Auch ein Vorsitzender der Bischofskonferenz kann eben nicht zaubern.


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