Katholische Arbeitnehmer kritisieren Pläne zur Steuersenkung

Finanzieller Bumerang?

Die Katholische Arbeitnehmerbewegung lehnt die Regierungspläne zu einer Steuersenkung ab. "Für jeden Euro, den wir durch die Steuerentlastung mehr im Portemonnaie haben, wird uns auf andere Art und Weise mindestens 1,50 Euro wieder herausgeholt", glaubt Georg Hupfauer, KAB-Bundesvorsitzender. Er zieht den Vergleich zu einem finanziellen Bumerang.

 (DR)

domradio.de: Die KAB glaubt, dass eine Steuersenkung zum finanziellen Bumerang für Verbraucher- und Arbeitnehmerhaushalte werden könnte. Was meinen Sie mit dem finanziellen Bumerang?

Georg Hupfauer, KAB-Bundesvorsitzender: Ganz einfach: Für jeden Euro, den wir durch die Steuerentlastung mehr im Portemonnaie haben werden, werden uns auf andere Art und Weise mindestens 1, 50 Euro oder 2 Euro wieder herausgeholt. Weil wir höhere Gebühren bezahlen müssen, weil die Kommunen nicht finanziell entlastet werden,  weil wir mit Zusatzbeiträgen bei den Krankenkassen rechnen müssen, wenn wir uns für die Rente absichern wollen, dann müssen wir zusätzliche Versicherungen abschliessen. Letztlich werden wir geschröpft. Die Privathaushalte werden geplündert.



domradio.de: Da werden Ihnen viele Deutsche sicherlich zustimmen und sagen, eigentlich müssten  diese Beiträge und Gebühren herunter. Aber wenn sie nicht gesenkt werden, dann sind Steuerentlastungen zumindest ein Weg, oder?

Hupfauer: Steuerentlastungen wären nur dann tatsächlich ein Weg, wenn der Staat so viele Steuereinnahmen hätte, dass er zur Finanzierung der wesentlich wichtigen Aufgaben keine Schulden machen müsste. In dem Augenblick, wo er uns steuerlich entlastet, gleichzeitig aber weiter Schulden macht, steigt doch langfristig die Belastung der Bürger für Zinszahlungen und Tilgungen. Insofern auch nur eine Milchmädchenrechnung der Politik.



domradio.de: Sind die Pläne zur Steuersenkung für Sie reine Wahlkampftaktik?

Hupfauer: Sie waren reine Wahlkampftaktik und sie bleiben reine Wahlkampftaktik. Den Menschen wird suggeriert, dass man ihnen damit helfen will, dass man ihnen politisch entgegen kommen will, aber wenn Sie die Zusammenhänge des Lebens begreifen, das Leben in einer staatlichen Gemeinschaft, werden Sie wissen, dass Sie für alles, was wir in diesem Land finanzieren müssen, bezahlen müssen. Sei es über den Steuerzettel oder mit dem direkten Zugriff ins Portemonnaie.



domradio.de: Mehr im Portemonnaie das wünschen wir uns ja alle...

Hupfauer: Dafür gibt es andere Möglichkeiten. Wenn wir einen nachhaltigen Aufschwung haben, dann müssen endlich die Arbeitnehmer an den Gewinnen der Unternehmen durch höhere Löhne beteiligt werden. Das hat doch einen anderen Effekt, durch diese Lohnzuwächse können auch ein Stück weit die Renten wieder steigen.



domradio.de: Was heißt nachhaltige Politik für die KAB?

Hupfauer: Für die Katholische Arbeitnehmerbewegung heißt das, dass wir zum einen die Politik endlich ernst nehmen wollen, wenn es darum geht, Schulden abzubauen. Letztlich belasten Schulden uns alle langfristig.  Wenn wir unseren Kindern und Enkeln Lebensspielräume ermöglichen wollen, müssen wir hier an diesem Punkt Schulden herunterholen. Das andere wird sein, dass wir natürlich auch wirtschaftlich, ökologisch umsteuern, um die Ressourcen an Natur und Umwelt für die kommende Generation zu erhalten. Außerdem diskutieren wir mit der Politik die Stabilisierung und Sicherung der Sozialsysteme, dass wir nicht ständige Beitragserhöhungen benötigen.