Reaktionen auf den Tod von Georg Kardinal Sterzinsky

"Ein wahrer Hauptstadtbischof"

Die Deutsche Bischofskonferenz und Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck würdigen den verstorbenen Kardinal Georg Sterzinsky als "Architekten des neuen Erzbistums Berlin" gewürdigt. domradio.de fasst weitere Reaktionen aus Kirche und Politik zusammen.

 (DR)

Papst Benedikt XVI. hat seine Anteilnahme zum Tod des früheren Berliner Erzbischofs Kardinal Georg Sterzinsky bekundet. Er habe die Nachricht "mit Trauer" aufgenommen, schrieb der Papst am Donnerstag an Weihbischof Matthias Heinrich, der das Erzbistum übergangsweise leitet. Sterzinskys langjähriges Wirken an der Spitze dieser ehemals politisch geteilten Diözese habe "in besonderer Weise dem Dienst der Versöhnung" gegolten.



In seiner Stellungnahme würdigte der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner Sterzinsky als unermüdlichen Seelsorger und im Glauben tief verwurzelten Menschen. "Wir waren zusammen als Kapläne in Heiligenstadt, und schließlich habe ich in seiner Pfarrei Jena sehr oft als Mitarbeiter der Caritas und später als Weihbischof in Erfurt mit ihm zusammengearbeitet", schreibt Meisner in seiner Kondolenz an den Berliner Diözesanadministrator Weihbischof Dr. Matthias Heinrich. "Kardinal Sterzinsky zeichnete sich immer durch einen tiefen Glauben und ein gründliches theologisches Fachwissen aus, sodass er den Gläubigen klare Wegweisung und Hilfen geben konnte." Die Wiedervereinigung Deutschlands habe Sterzinsky "gleichsam an der Nahtstelle in Berlin" mitgestaltet. In allem Tun habe der Verstorbene eine ungeheure Arbeitskraft gezeigt. "Er stand immer mitten in den Auseinandersetzungen des Lebens und schonte sich dabei nie", schreibt Meisner.



Im domradio.de-Interview würdigte der Erfurter Bischof Joachim Wanke seinen ehemaligen Generalvikar als Seelsorger, der nah bei den Menschen geblieben sei. Sterzinsky habe wohl, so Bischof Joachim Wanke, seine glücklichsten Jahre als Pfarrer einer anspruchsvollen Gemeinde in Jena erlebt. Danach habe er sich der großen Aufgabe gestellt, das "schwierigste Bistum der Welt" von Erzbischof Joachim Kardinal Meisner zu übernehmen - so hatte Papst Johannes Paul II. die geteilte Berliner Diözese genannt. Dies sei keine leichte Aufgabe gewesen. Auf den Tod Sterzinskys sei "man innerlich vorbereitet" gewesen, so Wanke: "Im Grunde hat man ihm einen guten Übergang in die ewige Heimat gewünscht."



Nach dem Fall der Mauer habe er die zuvor getrennten Katholiken in Berlin, Brandenburg und Vorpommern zusammengeführt, schrieb der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, am Donnerstag in einem Nachruf. Der frühere Erzbischof sei zu Recht auch "Hauptstadtbischof" genannt worden, weil sein Blick stets weit über das Erzbistum hinaus gegangen sei. Sterzinsky starb am frühen Donnerstagmorgen im Alter von 75 Jahren nach schwerer Krankheit in Berlin. Zollitsch betonte, Sterzinsky habe "mehr die leisen Töne, das gewinnende und argumentative Wort und nicht provozierende und polarisierende Stellungnahmen" bevorzugt. Dabei habe er aber "unmissverständliche Worte an Politik und Gesellschaft gerichtet". Zollitsch führte vor allem seinen "bemerkenswerten Einsatz" für den Religionsunterricht an Berliner Schulen und für die Achtung des Sonntagsschutzes an. Zudem hob er Sterzinskys Engagement für Flüchtlinge etwa im Päpstlichen Rat für die Migranten sowie andere gesellschaftlich Benachteiligte hervor, ebenso sein Verdienste als Vorsitzender der Kommission für Ehe und Familie der Bischofskonferenz.



Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, erinnerte daran, dass Sterzinsky eng mit der jüngsten Geschichte der Katholikentage verbunden gewesen sei. Als gastgebender Bischof habe er entscheidend mit dazu beigetragen, dass der Berliner Katholikentag 1990 zu einem der ersten gesamtdeutschen Hoffnungs- und Aufbruchszeichen geworden sei. "Durch seine Bereitschaft, dem ersten Ökumenischen Kirchentag 13 Jahre später eine Heimat zu geben, erwies er sich erneut als einer der großen Brückenbauer unserer Zeit."



Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck würdigte Sterzinsky als "herausragende Persönlichkeit". Der Tod des früheren Erzbischofs sei nicht nur für die Katholiken in Brandenburg, Berlin und ganz Deutschland ein Verlust, erklärte der Ministerpräsident in Potsdam. Sterzinsky habe die Neuordnung der katholischen Kirche in den östlichen Bundesländern maßgeblich begleitet.



Auch Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) zeigte sich betroffen vom Tod Sterzinskys. Der Kardinal sei ein "herausragender Vertreter" der Kirchen in Berlin gewesen, sagte Wowereit am Donnerstag in Berlin. Sterzinsky habe den Dialog mit anderen Kirchen angestrebt und sei ein "verlässlicher Partner" gewesen. Wowereit fügte hinzu, er sei sehr traurig, dass Sterzinsky den Kampf gegen die Krankheit verloren habe. Der 75-Jährige Kardinal war am Donnerstagmorgen nach langer schwerer Krankheit verstorben. Papst Benedikt XVI. hatte Ende Februar den Rücktritt des Kardinals angenommen, der seit 1989 an der Spitze des Erzbistums stand.