Erzbischof Meisner kondoliert zum Tod von Georg Kardinal Sterzinsky

Heimkehr ins "Vaterhaus Gottes"

Auch der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner hat den heute verstorbenen Erzbischof von Berlin Georg Kardinal Sterzinsky als unermüdlichen Seelsorger und im Glauben tief verwurzelten Menschen gewürdigt. domradio.de dokumentiert das Schreiben an den Berliner Diözesanadministrator Weihbischof Matthias Heinrich.

Erzbischof Joachim Kardinal Meisner / © Robert Boecker (DR)
Erzbischof Joachim Kardinal Meisner / © Robert Boecker ( DR )

Exzellenz, verehrter, lieber Mitbruder!



Zum Heimgang des emeritierten Erzbischofs von Berlin, Georg Kardinal Sterzinsky möchte ich Ihnen, den Priestern, Diakonen, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im pastoralen und caritativen Dienst und dem ganzen Volke Gottes in der Erzdiözese Berlin meine herzliche Anteilnahme übermitteln.



Wie ein müder Pilger durfte Georg Kardinal Sterzinsky heimkehren in das Vaterhaus Gottes. Die göttliche Vorsehung führte ihn vom ostpreußischen Ermland über Thüringen nach Berlin. Es waren Wege - wie der hl. Augustinus sagt - zwischen den Anfeindungen der Welt und den Tröstungen Gottes. Georg Sterzinsky hat in seiner Kindheit noch das Hitlerregime erlebt, dann bis zur Neige die kommunistische Ära in der DDR und danach schließlich das wiedervereinte Deutschland. Letzteres hatte er gleichsam an der Nahtstelle in Berlin mit zu gestalten.



An seinem Sarg haben wir mehr Grund zum Danken als zum Klagen. Als "Fidelis servus" durfte er nun in das Haus des himmlischen Vaters zurückkehren. Der Verewigte ist mir seit seiner Studienzeit im Erfurter Priesterseminar bekannt. Wir waren dann zusammen als Kapläne in Heiligenstadt, und schließlich habe ich in seiner Pfarrei Jena sehr oft als Mitarbeiter der Caritas und später als Weihbischof in Erfurt mit ihm zusammengearbeitet. Kardinal Sterzinsky zeichnete sich immer durch einen tiefen Glauben und ein gründliches theologisches Fachwissen aus, sodass er den Gläubigen in den komplizierten Verhältnissen eines sozialistischen Staates klare Wegweisung und Hilfen geben konnte. Sein unermüdlicher Einsatz auf allen Feldern der Pfarrseelsorge hat ihm die Bewunderung der ihm anvertrauten Gläubigen eingebracht. Er fehlte dort nie, wo er nötig war.



Aus seiner Christuserfahrung heraus ging er die weiten Wege des Herrn in der Diaspora, um die Gläubigen der Nähe Gottes und der Gemeinschaft der Kirche gewiss werden zu lassen.



Ich habe Kardinal Sterzinsky schon in seiner Zeit als Kaplan und als Pfarrer wegen seiner ungeheuren Arbeitskraft bewundert. In meiner Erinnerung habe ich ihn immer vor mir als ein Mann der Aktion, des Einsatzes und der Arbeit. In unserer damaligen Jugendarbeit war uns ein Gebet vertraut, in dem es hieß: "Herr, lass mich stehen, wo die Stürme wehen und schone mich nicht!" Im priesterlichen und bischöflichen Wirken von Georg Kardinal Sterzinsky hat sich diese Gebetsbitte erfüllt. Er stand immer mitten in den Auseinandersetzungen des Lebens und schonte sich dabei nie.



Vom hl. Bernhard wird uns das Wort überliefert: "Glaubst du an das Reich Gottes, dann musst du unruhig werden!" Aus diesem Glauben an das Reich Gottes ist die pastorale Unruhe von Kardinal Sterzinsky zu erklären. Dafür dürfen wir ihm danken. Unser Dank ist das fürbittende Gebet für ihn. Gott möge in seiner Güte und seinem Erbarmen das vollenden, was in seinem Leben Stückwerk geblieben ist.



Nach dem Erhalt der Todesnachricht habe ich sofort in meiner Hauskapelle für den lieben Verstorbenen gebetet und werde auch für ihn die heilige Messe feiern.



In herzlicher Verbundenheit und österlicher Zuversicht grüßt Sie



Ihr

Joachim Kardinal Meisner

Erzbischof von Köln