Weihbischof Jaschke setzt zur Prävention vor radikalen Muslimen auf Partnerschaften

Schulterschluss mit Ditib

Weihbischof Hans-Jochen Jaschke sieht keinen Grund zur Panikmache vor einer Radikalisierung junger Muslime in Deutschland. Dennoch begrüßt er den von Innenminister Friedrich einberufenen Präventionsgipfel mit Muslimen und Sicherheitsexperten in Berlin. "Der Weg der Integration muss das Ziel sein, aber Integration heißt nicht, dass Muslime in Deutschland ihre eigene Identität verlieren", so Jaschke im domradio.de-Interview.

Weihbischof Jaschke: Ehe und Homopartnerschaft nicht egalisieren (KNA)
Weihbischof Jaschke: Ehe und Homopartnerschaft nicht egalisieren / ( KNA )

domradio.de: Innenminister Friedrich befürchtet, dass vor allem junge deutsche Muslime für radikalen Islam begeistert werden können. Wie gefährdet ist diese Gruppe tatsächlich?

Weihbischof Jaschke: Wie immer muss man unterscheiden. Die große Mehrheit der jungen Muslime -ich sehe es ja hier in Hamburg - ist im Kindergarten gewesen, in der Schule. Sie gehen am Wochenende auch in die Disko und sind mit anderen jungen Leuten zusammen. Das sind ganz normale junge Leute. Natürlich sind sie nicht so integriert, dass sie im Deutschen ganz viele Freunde haben. Sie wachsen hinein in unsere Gesellschaft und da muss man alles tun, dass man da jetzt nicht falsche Solidaritäten fördert, indem man so einen Generalverdacht äußert und sie in eine bestimmte Ecke stellt.



domradio.de: Einer der Terroristen des 11. Septembers 2001 war Mohammed Atta. Er soll eines der Flugzeuge in das World Trade Center gelenkt haben und hat zuvor in Hamburg studiert. Hat sich seit 2001 etwas geändert im Umgang mit radikalen Muslimen und Muslimen in Hamburg?

Weihbischof Jaschke: Atta war natürlich zusammen mit seiner kleinen Gruppe ein singulärer Fall. Auch die Moschee hier (Taiba-Moschee, vormals Al-Quds-Moschee, wurde 2010 von den Hamburger Sicherheitsbehörden geschlossen. Hier betete u.a. Mohammed Atta, Anm. d. Red.) hat natürlich eine ganz eigene Bedeutung, aber sie ist nicht vergleichbar mit den großen Moscheen und hat nichts mit den anderen Moscheegemeinden zu tun. Natürlich sind alle elektrisiert worden und wenn wir jetzt an Attentate denken, sagen wir auch, man muss aufmerksam sein, man muss wachsam sein. Deswegen halte ich es auch für sehr gut, wenn so ein Präventionsgipfel Partnerschaft einfordert, aber wirklich keine Panik. In Hamburg sehe ich nicht, dass es irgendwelche panischen Reaktionen oder eine aufgeheizte Stimmung gegen Muslime gibt oder auch seitens der Muslime.



domradio.de: Sie sprechen sich immer wieder dafür aus, dass gläubige Muslime ihre Religion ausüben dürfen. Innenminister Friedrich will jetzt, dass die Moscheevereine ihre Mitglieder stärker beobachten. Wie kann man garantieren, dass Muslime ihre Religionsfreiheit ungestört ausüben können und trotzdem in Moscheen kein Nährboden für Terror entsteht?

Weihbischof Jaschke: Eine Garantie kann es nicht geben. Man muss an die friedlichen Kräfte im Islam appellieren. Es gibt eine ganz große Grundtendenz im Koran und in der muslimischen Welt, dass Gewalt und Terror nicht akzeptabel sind. Das gilt auch für die normalen Moschee-Gemeinden, aber ich kann natürlich die Prediger schlecht kontrollieren. Wir haben in Hamburg, aber auch in Deutschland weitestgehend Ditib-Gemeinden, also von der türkischen Seite bestimmte Gemeinden.  Da sorgt man schon für eine ordentliche Ausbildung der Prediger und hat auch ein waches Auge darauf, dass keine Extreme entstehen können. Mit diesen Gruppen müssen wir ganz besonders eine Partnerschaft suchen und auch eine Prävention immer wieder neu vor Augen haben.



domradio.de: Der Zentralrat der Muslime fordert jetzt, dass mehr Geld für die Ausbildung der Muslime bereitstehen muss. Ist das Ihrer Meinung nach nötig?

Weihbischof Jaschke: Die Frage nach Geld ist natürlich immer eine kritische Frage. Aber Bildung ist eine Grundvoraussetzung dafür, dass Menschen vernünftig handeln, das ist klar. Aber ich denke Muslime haben bei uns ganz gute Bildungschancen. Wichtig bleibt nach wie vor die Frage eines Religionsunterrichtes für Muslime, da gibt es unterschiedlich Ansätze in einzelnen Bundesländern, da geschieht schon einiges. Im Entstehen ist auch die Ausbildung von Religionslehrern an einzelnen Universitäten, also ich denke, wir sind da schon auf einem ganzen Weg. Der muss weiterbeschritten werden. Der Weg der Integration muss das Ziel sein, aber Integration heißt nicht, dass Muslime in Deutschland ihre eigene Identität verlieren. Das muss man beides miteinander ausgleichen. Dass sie ihre eigenen Wurzeln und auch ihre eigene Kultur, ihre religiöse Kultur nicht verlieren. Das ist mein großes Anliegen.     

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