Antidiskriminierungsstelle bewertet anonyme Bewerbungen positiv

Unkomplizierter als erwartet

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes sieht erste Erfolge bei den Ende November gestarteten anonymisierten Bewerbungsverfahren. Aus Sicht der teilnehmenden Unternehmen sei das Verfahren entgegen Bedenken unkompliziert, zitiert Christine Lüders, die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle die teilnehmende Arbeitgeber im domradio.de-Interview.

 (DR)

Die Rückmeldungen der Personalleiter, die an dem Pilotprojekt teilnehmen, seien positiv, sagte  Lüders am Donnerstag in Berlin. Bei dem Vorhaben wird in der ersten Bewerbungsphase auf Namen, Alter, Geschlecht, Herkunft und Familienstand in der Bewerbung verzichtet.



Insgesamt seien bei den beteiligten fünf Unternehmen und drei öffentlichen Arbeitgebern 4.000 Bewerbungen anonymisiert und 111 Stellen und Ausbildungsplätze besetzt worden. Als besonders positiv bewerteten die Personalverantwortlichen, dass durch das Weglassen von Bewerbungsfotos mehr Aufmerksamkeit auf die Qualifikationen gelenkt werde, erläuterte Lüders. Auch das Fehlen weiterer persönlicher Angaben sei kein Problem.



Endgültige Bilanz soll es im Frühjahr 2012 geben

Das anonymisierte Bewerbungsverfahren wird von der Deutschen Post, der Deutschen Telekom, L"Oreal, Mydays, Procter & Gamble, dem Bundesfamilienministerium, der Bundesagentur für Arbeit in Nordrhein-Westfalen und der Stadtverwaltung von Celle getestet. Die Beteiligten benutzen standardisierte Formulare, schalten sensible Daten bei Online-Bewerbungen blind, übertragen Daten in Tabellen oder schwärzen entsprechende Stellen.



Eine endgültige Bilanz soll es erst zum Abschluss des Pilotprojektes im Frühjahr 2012 geben, unterstrich Lüders. Die Stadt Celle kündigte bereits an, auch nach Abschluss der Testphase an der Praxis anonymer Bewerbungen festhalten zu wollen. Die Rückmeldungen der Bewerbenden bezeichnete die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle als ermutigend. 45 Prozent gaben an, dass sie anonymisierte Bewerbungsverfahren bevorzugen würden. 36 sprachen sich für die herkömmlichen Verfahren aus, 19 Prozent war es egal.



Lüders hob hervor, bei dem Projekt könnten Unternehmen und Behörden Bewerbungsverfahren ausprobieren, die in anderen Ländern "gang und gäbe" seien. Dies könne auch zur Diskussion darüber beitragen, wie gerecht die "traditionellen" Bewerbungsverfahren in Deutschland eigentlich seien.



Jetzt könne bereits gesagt werden, dass die Befürchtungen der Wirtschaft sich als "nichtig" erwiesen hätten, sagte sie. Wirtschaftsverbände hatten die anonymisierten Verfahren als zu aufwendig und praktisch nicht umsetzbar erwiesen.