Ernannter Bischof von Görlitz Wolfgang Ipolt im Interview

"Ich gehe guten Mutes auf die Menschen zu"

Am Samstag ernannte Papst Benedikt XVI. Wolfgang Ipolt, den Leiter des Erfurter Priesterseminars, zum neuen Bischof von Deutschlands - gemessen an der Mitgliederzahl - kleinsten Diözese. Im domradio.de-Interview spricht Ipolt über seine Ernennung und kommende Herausforderungen.

 (DR)

domradio.de: Herr Ipolt , wir gratulieren. Wie geht es Ihnen mit dieser Neuigkeit?

Ipolt: Ich gebe zu, dass ich die beiden letzten Nächte nicht so gut geschlafen habe, ich wusste es ja etwas eher als die Öffentlichkeit. Ich habe mich sehr gefreut darüber, wie viele Menschen mir gestern gratuliert oder ihre Mitfreude kundgetan haben. Das gibt einem ein bisschen Rückenwind.



domradio.de: Alle Blicke sind ja derzeit auf das Erzbistum Berlin gerichtet, nun hat aber erst einmal das Bistum Görlitz bald einen neuen Bischof. Kam das überraschend?

Ipolt: Es hat sich am Ende verdichtet, dass es doch in der kleineren Diözese schneller geht, als in der größeren. Aber warum das so ist, weiß ich auch nicht.



domradio.de: Welche neuen Herausforderungen warten nun als Bischof auf Sie?

Ipolt: Im Augenblick ist es ja in allen Diözesen so, aber auch hier in dieser Region spüren wir, dass die Gemeinden kleiner werden, dass neue Gemeindeverbünde gegründet werden und dass sich dadurch auch der priesterliche Dienst verändert. Das ist glaube ich eine Herausforderung, der ich mich auch gerne stellen will. Und worüber ich auch mit meinen neuen Mitbrüdern nachdenken will, ist, wie man heute unter diesen veränderten Bedingungen Kirche weiterbauen kann.



domradio.de: Der Diözesanadministrator von Görlitz, Hubertus Zomak, sagte gestern, dass sich das Bistum neue Impulse in der Seelsorge erhofft. Inwieweit können denn die Lausitzer Katholiken jetzt darauf hoffen?

Ipolt: Das ist ein großes Wort! Der wichtige Impuls den wir heute gerade in der extremen Diaspora brauchen ist, dass wir uns nicht auf uns selber zurückziehen, sondern dass wir daran denken und nie vergessen, dass wir Kirche und Gemeinde immer für andere sind und diese Außendimension immer im Blick behalten. Gerade die missionarische Seite der Kirche, die ja heute neu wieder entdeckt wird ,die möchte ich stärken. Kirche und Gemeinde müssen den Willen haben zu wachsen, und sich nicht damit zufrieden geben, dass wir wenige sind und dass das ganz tragisch ist. Das ist die falsche Perspektive, und die werde ich immer wieder versuchen aufzubrechen.



domradio.de: Gibt es nun schon einen Zeitplan?

Ipolt: Nein, die Weihe soll noch vor dem Papstbesuch im September stattfinden, ich werde in den kommenden Tagen Gespräche mit dem Diözesanadministrator und auch sicher mit dem Bistum vor Ort haben, und dann werden wir gemeinsam einen Zeitplan machen.



domradio.de: Worauf freuen sie sich in Görlitz?

Ipolt: Natürlich ist das hier in Erfurt meine Heimat, hier bin ich groß geworden, die verlasse ich jetzt. Aber ich denke, Görlitz ist mir nicht so unbekannt. Ich habe ja auch Priesteramtskandidaten begleitet aus dieser Diözese hier in meinem Haus. Ich kenne daher einige Priester schon, daher weiß ich zumindest ein bisschen aus der Ferne um die Situation des Bistums. Ich freue mich einfach und gehe guten Mutes auf die Menschen zu und das Presbyterium und die Mitarbeiter, von denen ich ahne und auch weiß durch die Glückwünsche, dass sie mich dort willkommen heißen.