Wolfgang Ipolt wird neuer Bischof des Bistums Görlitz

"Kontakte mit Polen pflegen"

Nun kam es doch anders als angenommen: Während das katholische Deutschland fast täglich die Bekanntgabe des neuen Berliner Erzbischofs erwartet, hat nun das ebenso vakante Nachbarbistum Görlitz den Vorrang erhalten. Am Samstag ernannte Papst Benedikt XVI. Wolfgang Ipolt, den Leiter des Erfurter Priesterseminars, zum neuen Bischof von Deutschlands - gemessen an der Mitgliederzahl - kleinsten Diözese.

Autor/in:
Gregor Krumpholz
 (DR)

Der 57-Jährige wird Nachfolger von Konrad Zdarsa, den der Papst im vergangenen Juli zum Bischof von Augsburg berief. Wie diesem fällt dem aus dem thüringischen Gotha stammenden Ipolt damit nicht nur die Leitung von rund 30.000 Katholiken im Osten Brandenburgs und Sachsens zu. Wie seine Görlitzer Amtsvorgänger wird wohl auch er die Deutsche Bischofskonferenz fallweise bei Treffen mit dem polnischen Episkopat vertreten. Angesichts des historisch belasteten deutsch-polnischen Verhältnisses ist dies eine durchaus bedeutsame Aufgabe, die diplomatisches Fingerspitzengefühl erfordert. --
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In seinem Gratulationsschreiben nahm der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, darauf Bezug. Er bat den designierten Bischof, "die guten Kontakte der deutschen Katholiken in das Nachbarland Polen zu pflegen". Auch der Görlitzer Diözesanadministrator Hubertus Zomack erhofft sich eine Fortführung der Verbindungen mit Polen "in bewährter Weise". --
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Gute Voraussetzungen dafür bringt Ipolt bereits mit. Als Erfurter Seminarleiter knüpfte er bereits vielfältige Kontakte mit polnischen Priestern und Priesteramtskandidaten. Auf sie kann er zurückgreifen, wenn er angesichts des Priestermangels pastorale Nachbarschaftshilfe in seiner neuer Diözese braucht. --


Starker Schrumpfungskurs--
In der extremen Diaspora-Situation des Grenzbistums sind auch seine Fähigkeiten als Seelsorger gefragt, die er als Kaplan und Gemeindepfarrer in Thüringen und Berlin bereits unter Beweis stellte. Vor allem beruflich bedingte Abwanderung brachte Deutschlands östlichste Diözese seit der deutschen Wiedervereinigung auf besonders starken Schrumpfungskurs. Ihren Mitgliedern will der neue Bischof nun nach eigenem Bekunden vor allem Mut zusprechen, mit ihrem Glauben auch als Vier-Prozent-Minderheit nicht hinter dem Berg --
zu halten. Unter seinen künftigen Diözesanpriestern möchte er für die pastoralen Chancen werben, die sich in einem überschaubaren Bistum bieten. --
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Mit seiner "tiefen Glaubensüberzeugung" und "reichen seelsorgerlichen Erfahrung" bringt Ipolt nach Einschätzung der Bischofskonferenz gute Voraussetzungen dafür mit. Und --
Charakterstärke, wie Erzbischof Zollitsch betont. "Gerade in der Zeit des Kommunismus, als das kirchliche Leben in der damaligen DDR an seiner Entfaltung gehindert wurde, entschlossen Sie sich, dem Ruf Gottes zu folgen", hob er hervor. --
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Auf den Ruf des Papstes erbat sich Ipolt nach eigenem Bekunden fünf Tage Bedenkzeit, bevor er ihm folgte. Seither war noch zuwenig Zeit für die Wahl eines bischöflichen Leitspruchs und weitere ntscheidungen, wie er betont. Fest steht offenbar jedoch, dass seine Bischofsweihe noch vor dem Deutschlandbesuch von Papst Benedikt XVI. erfolgen soll, der vom 22. bis 25. September stattfindet. Nicht nur Berlins Katholiken hoffen, dass bis dahin auch das Hauptstadtbistum einen Nachfolger des schwerkranken Alterzbischofs Georg Sterzinsky hat. --
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