Kardinal Kasper für Unterricht in der Kirche

"Einführung in den Glauben funktioniert nicht mehr"

Die Kirchen müssen nach Ansicht von Kardinal Kasper ihre Botschaft ganz anders vermitteln als bisher. "Die Einführung in den Glauben funktioniert nicht mehr", urteilt Kasper. Deshalb müssten die Kirchen jetzt "neue systematische Zugänge zum Glauben" aufbauen, mit Unterricht für Kinder, Jugendliche und Erwachsene in der Kirche

 (DR)

Früher hätten Kinder christliche Religion in der Schule gelernt. Schul- und Kirchengemeinde seien aber auseinandergefallen, sagte Kardinal Walter Kasper dem am Mittwoch in Bonn erschienenen Newsletter des Deutschen ökumenischen Predigtpreises. Als Beispiel verwies Kasper auf Kirchengemeinden in Rom. Dort würden Jugendliche vor der Firmung, erwachsene Täuflinge und angehende Ehepartner vor der kirchlichen Feier zu Glaubenskursen eingeladen. Teilweise dauerte dieser Unterricht bis zu drei Jahre.



Kasper: Auch in Europa wird nach Gott gefragt

Kasper wandte sich im Interview gegen die Ansicht, Westeuropa sei unreligiös geworden. Zwar hätten sich in der langen Zeit unter christlichem Einfluss "auch Belastungen angesammelt: Da ist der geistige Boden für das Evangelium stärker verkarstet als in Ländern, in denen das Evangelium zum ersten Mal zu hören ist." Doch werde auch in Europa die Frage nach Gott gestellt. Man reibe sich jedoch "stärker als früher an den Institutionen des Glaubens".



"Wir haben ein grundlegendes Kommunikationsdefizit in der Kirche", so Kasper weiter. Er spricht sich aus diesem Grund für einen "dauernden Gesprächsprozess des Bischofs mit Priestern und Gläubigen" aus. "Wir brauchen die Neubelebung des synodalen Prinzips, wie es schon in der Apostelgeschichte grundgelegt ist." Im alten Recht vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil musste spätestens alle zehn Jahre eine Diözesansynode stattfinden, erinnerte Kasper, der von 2001 bis 2009 Präsident des vatikanischen Einheitsrates und zuvor seit 1989 Bischof der Diözese Rottenburg Stuttgart.