Caritas vermisst bei Aktionsplan der Regierung konkrete Aussagen

Teilhabe von Behinderten

Behinderten- und Sozialverbände reagieren kritisch auf die Regierungspläne zur gesellschaftlichen Teilhabe von Behinderten. "In diesem Nationalen Aktionsplan fehlen vor allen Dingen konkrete Aussagen", bewertet Franz Fink vom Deutschen Caritasverband im domradio.de-Interview.

 (DR)

"Es hängt dann häufig einfach von der Konjunktur ab, ob Menschen Arbeitsplätze oder Ausbildungsplätze bekommen", sagte der Leiter des Referats Behindertenhilfe bei Caritas Deutschland  am Mittwoch zu der Wirksamkeit des Aktionsplans für die Teilhabe Behinderter auf dem Arbeitsmarkt. Als besonders dringende Herausforderung bezeichnete der Caritasverband die Inklusion im Schulsystem. Alle Bundesländer müssten in ihren Schulgesetzen das Recht der Eltern verankern, dass ihr behindertes Kind in einer Regelschule unterrichtet und gefördert werden könne.



ISL: Nicht blenden lassen von angekündigten 100 Millionen Euro

Die Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben (ISL) warnte davor, sich von den angekündigten 100 Millionen Euro zur Verbesserung der Arbeitsmarktsituation von Behinderten "blenden zu lassen". Die Bundesregierung verwende hierzu lediglich die Ausgleichsabgabe, die Unternehmen zahlen müssten, die zu wenige Behinderte beschäftigen. Der Behindertenverband "ForseA" kritisierte, dass zahlreiche Leistungen behinderte Menschen weiter in Abhängigkeit hielten.



Der Sozialverband VdK bezeichnete den Aktionsplan als "Tropfen auf den heißen Stein". Solange die Mehrheit der Behinderten Schwierigkeiten habe, problemlos in Ämter, Arztpraxen, Kinos und Theater zu gelangen oder öffentliche Verkehrsmittel hindernisfrei zu nutzen, sei das Ziel einer gleichberechtigten Teilhabe im Alltagsleben für diese große Bevölkerungsgruppe noch lange nicht erreicht.



Über 200 Maßnahmen sind beschlossene Sache

Die Bundesregierung will mit dem Nationalen Aktionsplan die gesellschaftliche Teilhabe von Behinderten verbessern. Das Kabinett verabschiedete das Konzept mit über 200, zum Teil bereits laufenden Maßnahmen aus den verschiedenen Bundesressorts am Mittwoch in Berlin. Die federführende Bundessozialministerin Ursula von der Leyen (CDU) sagte bei der Präsentation: "Ziel ist, dass unser Alltag so organisiert ist, dass die 9,6 Millionen Menschen mit Handycaps selbstverständlich mittendrin und dabei sind." Der auf zehn Jahre angelegte Aktionsplan solle dabei helfen, bestehende Lücken zwischen gesetzlichem Anspruch und Lebenswirklichkeit zu schließen.



Von der Leyen kündigte an, im Rahmen der "Initiative Inklusion" zusätzliche 100 Millionen Euro für die kommenden drei Jahre zur Verfügung zu stellen, um die Integration von Behinderten ins Arbeitsleben zu verbessern. So soll es für bis zu 10.000 schwerbehinderte Jugendliche ein spezielles Berufsvorbereitungsprogramm geben. Ferner sollen 4.000 zusätzliche Arbeitsplätze für ältere Behinderte ab 50 Jahren geschaffen und Anreize für Unternehmen zur Ausbildung von Behinderten gegeben werden.



Zudem hat das Bundessozialministerium ein wissenschaftliches Gutachten in Auftrag gegeben, wie die Kooperation von Frühfördermöglichkeiten für behinderte Kinder verbessert und den Eltern der Zugang dazu erleichtert werden können. Überdies kündigte die Ministerin eine "Nationale Konferenz zur inklusiven Bildung" für das kommende Jahr an.