Echternacher Springprozession lockt Tausende

Sprunghafte Tradition

Wie in jedem Jahr zieht heute die "Echternacher Springprozession" tausende Gläubige in das Luxemburger Städtchen. Ihren Ursprung hat die Prozession in der Verehrung des heiligen Missionsbischofs Willibrord (658-739). Schon am Abend des Pfingstmontags fand die feierliche Eröffnungsandacht statt.

Autor/in:
Christoph Lennert
 (DR)

Geleitet wurde die Feier vom Luxemburger Erzbischof Fernand Frank. Festprediger war in diesem Jahr der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst. Die eigentliche Prozession beginnt dann nach einer Pontifikalzelebration in der Echternacher Basilika am Dienstagmorgen.



Es ist die erste Prozession, seit das zuständige UNESCO-Komitee den Brauch im November zum "immateriellen Welterbe der Menschheit" erklärte. Damit ist die Echternacher Tradition in den gleichen Rang erhoben worden wie etwa chinesische Kalligraphie oder die Teppichknüpfkunst Zentralasiens. Auch eine weitere Springprozession, aus Kroatien, befindet sich übrigens bereits auf der Liste. Für die Luxemburger ist die Einstufung als Welterbe Ermutigung, aber auch Verpflichtung, den Charakter der jahrhundertealten Tradition zu wahren, wie der Willibrordus-Verein erklärte.



Ob das Ereignis deshalb jetzt mehr Besucher anzieht, wird sich zeigen. Schon bislang kamen jedes Jahr mehr als 10.000 Teilnehmer aus den Benelux-Ländern und Deutschland, um sich von einem Bein auf das andere springend langsam fortzubewegen. Wie viele es letztlich werden, hängt wohl vor allem vom Wetter ab.



Nicht ziellos

Bei der Prozession wird tatsächlich gesprungen - aber nicht so vermeintlich ziellos, wie es das Sprichwort glauben machen möchte. Gehüpft wird erst nach rechts, dann nach links und immer auch ein bisschen nach vorne. Frauen in weißen Blusen und dunklen Röcken, Männer im weißen Hemd und mit blauen oder schwarzen Hosen zeigen, wie es geht. Sie haben den Ehrenplatz am Ende des Prozessionszuges. Ganz vorne schreiten feierlich die Polizei und Feuerwehr der Gemeinde am Grenzflüsschen Sauer, geschultert die zierliche Willibrord-Statue, die die Prozession anführt.



Glaubt man alten Chroniken, so gab es in der Vergangenheit unterschiedliche Formen der Springprozession. Das Klischee des Vor und Zurück soll vor allem darauf zurückzuführen sein, dass beim Stocken des Prozessionszuges die Pilger auf der Stelle springen mussten. Für Beobachter habe daraus der Eindruck entstehen können, sie seien zunächst nach vorne, dann wieder nach hinten gesprungen.



Etwa eine Stunde dauert der eigentliche Prozessionsweg, der sein Ende am Grab des heiligen Willibrord in der Krypta der Basilika findet. Begleitet werden die Pilger von Musikkapellen, die alle die gleiche Weise spielen - ein Volkslied, das im Laufe der Zeit immer reicher gestaltet wurde. Die Melodie wurde 1850 von einem Trierer Musiker in ihre heutige Form gebracht.



Gesprungen wurde auch in Prüm

Die Tradition der Springprozession ist aber weit älter. Eine Erwähnung von Sprüngen zu Ehren des Willibrord haben Historiker bereits in Urkunden aus dem elften Jahrhundert entdeckt. Ob damit die Echternacher Prozession gemeint war, ist freilich nicht völlig sicher. Springprozessionen gab es im Mittelalter auch in anderen Teilen der Eifel, etwa in Prüm. Sicher ist, dass Echternach schon früh nach dem Tod des heiligen Willibrord 739 die Pilgermassen anzog.



Doch warum überhaupt gesprungen wird, das liegt im Dunkeln. Eine der Theorien besagt, die Springprozession ahme das Fallen von Epileptikern nach, denn Willibrord wurde gegen diese Krankheit angerufen. Andere sehen in der Tanzprozession den Ausdruck lebensbejahender Freude. Moderne Interpretationen deuten die durchaus anstrengende Fortbewegungsart als "Beten mit den Füßen". Und nicht zuletzt sei es ein Gemeinschaftserlebnis - denn die Teilnehmer der Prozession sind durch Tücher miteinander verbunden.