Zahl der EHEC-Todesfälle auf 25 gestiegen

Keine Entwarnung

Auch knapp einen Monat nach dem EHEC-Ausbruch kann keine Entwarnung gegeben werden. Die Zahl der Todesfälle, die in Zusammenhang mit dem gefährlichen Darmkeim stehen, stieg auf 25 an, wie Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) am Mittwoch in Berlin nach einem Spitzentreffen der Länder- und Bundesministerien für Gesundheit und Verbraucherschutz sagte. Unterdessen wurde in einer Probe aus einem Abfallbehälter in Magdeburg das EHEC-Bakterium nachgewiesen.

 (DR)

Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums sagte, bei dem gefundenen Bakterium handele es sich um die mutierte Form, die in Norddeutschland grassiert und die schweren EHEC-Erkrankungen auslösen kann. Das Bakterium sei auf einem Gurkenrest gefunden worden. Da der Abfall aber zwei Wochen in der Tonne gelagert habe, könnten keine Rückschlüsse gezogen werden, wann und wie das Bakterium in die Tonne gelangt sei.

Bahr sagte: "Es ist leider auch nicht auszuschließen, dass noch weitere Todesfälle zu verzeichnen sind." Dennoch gebe es auch eine positive Entwicklung. Die Anzahl der Neuinfektionen sei in den vergangenen Tagen fortwährend rückläufig gewesen. Die Verzehrs- und Hygieneempfehlungen des Robert-Koch-Instituts würden weiterhin aufrecht gehalten.

Nach den Worten von Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) sind bisher Erkrankungswellen an acht Orten in Deutschland identifiziert worden, sogenannte "Krankheits-Cluster", die bis zum Betrieb im niedersächsischen Landkreis Uelzen zurückverfolgt wurden. Zurzeit werde noch geprüft, ob weitere Erkrankungswellen auf diesen Betrieb zurückzuführen seien, sagte Aigner.

Suche nach Keim eventuell erfolglos
Mehr als 1.900 Menschen seien mittlerweile mit dem EHEC-Erreger infiziert, sagte die Bremer Gesundheitssenatorin Ingelore Rosenkötter (SPD). Etwa 670 Patienten litten am Hämolytisch-Urämischen Syndrom (HUS), das bei EHEC-Infektionen auftreten und zum Tod führen kann. Die Spur, die zu dem niedersächsischen Sprossenerzeuger führte, werde weiter verfolgt, sagte Rosenkötter. Es gebe weiterhin Indizien, dass dieser Betrieb am EHEC-Ausbruch beteiligt gewesen sein könnte.

Künftig könnte der EHEC-Erreger einfacher und schneller identifiziert werden: Das chinesische Beijing Genomics Institute (BGI) entwickelte einen neuen Diagnosetest zu seiner Identifikation. Der Test ermögliche die Diagnose innerhalb von zwei bis drei Stunden und biete eine schnelle und sichere Identifizierung des Erregers, teilte das Unternehmen mit.

Die schnelle Entwicklung eines Medikaments gegen den EHEC-Erreger hingegen ist Experten zufolge unwahrscheinlich. "Ein Medikament zu entwickeln, ist keine einfache Sache", sagte der Direktor des Instituts für Klinische Molekularbiologie der Universität Kiel, Stefan Schreiber, im ARD-"Morgenmagazin".

Opposition kritisiert Krisenmanagement der Regierung bei EHEC
Die Oppositionsparteien kritisierten derweil erneut das Krisenmanagement der Regierung. Der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Thomas Oppermann, sagte, Bahr habe die Krankheit zunächst nicht ernst genommen und die Einrichtung eines Krisenstabs "überheblich abgelehnt". Auch Grüne und Linke warfen der Regierung Fehlverhalten vor.

EU-Gesundheitskommissar John Dalli hingegen lobte die Bemühungen der Deutschen in der EHEC-Krise. Die Mitarbeiter der European Food Safety Agency und des European Centre for Disease, die die deutschen Experten in den vergangenen Tagen unterstützt hätten, seien sehr beeindruckt von deren Arbeit und der des Personals in den Krankenhäusern gewesen, sagte Dalli in Berlin. Zuvor hatte er die deutschen Behörden noch zu mehr Zusammenarbeit mit ausländischen Experten gemahnt.