Streit um Ehrung des Philosophen Peter Singer

Grobe Geschütze

Der Streit um die für heute abend geplante Verleihung des Ethik-Preises der Giordano-Bruno-Stiftung an den Philosophen Peter Singer gewinnt an Schärfe. Die Stiftung fordert den Rücktritt des CDU-Politikers Hubert Hüppe vom Amt des Behinderten-Beauftragten der Bundesregierung. Er hatte die Verleihung verurteilt - und war dabei in die "Nazi-Vergleichs-Falle" getappt.

 (DR)

"Hüppes Versuch, die Verleihung des Ethik-Preises an die Initiatoren des Great Ape Projekts zu verhindern, zeugt sowohl von fehlender Sachkenntnis als auch von erschreckend geringer Achtung der Prinzipien einer offenen pluralen Gesellschaft", erklärte gbs-Vorstandssprecher Michael Schmidt-Salomon am Donnerstag in Berlin.



Dass Hüppe behaupte, Preisträger Peter Singer würde behinderten Menschen das Lebensrecht absprechen, sei eine "atemberaubende Diffamierung. Peter Singers Ethik in eine Verbindung mit Nazi-Gräueltaten zu bringen, ist nicht nur inhaltlich absurd, sondern angesichts der Tatsache, dass der Autor drei seiner vier jüdischen Großeltern in deutschen Konzentrationslagern verlor, von einer Geschmacklosigkeit sondergleichen".



Hüppe hatte sich am Mittwoch gegen die Verleihung des Ethik-Preises der Stiftung an Singer in den Räumlichkeiten der Deutschen Nationalbibliothek ausgesprochen. In einem Schreiben an die Generaldirektorin der Bibliothek, Elisabeth Niggemann, warf der CDU-Politiker dem australischen Philosophen eine "menschenverachtende Haltung" vor.



Singer spreche Menschen mit Behinderungen das Lebensrecht ab und verharmlose ihre Tötung. Eine Preisverleihung an dem prominenten Ort würde dazu beitragen, "ein Gedankengut salonfähig zu machen, das seit den Gräueltaten der Nationalsozialisten an Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen nie wieder Raum greifen sollte", so Hüppe.



Eintreten für Tierrechte

Die Giordano-Bruno-Stiftung will den mit 10.000 Euro dotierten Preis am Freitag in der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main Singer und der italienische Philosophin Paola Cavalieri verleihen. Beide werden "für ihr engagiertes Eintreten für Tierrechte" geehrt.



"Sollte die Verleihung nicht zu verhindern sein, erwarte ich eine deutliche Distanzierung der Deutschen Nationalbibliothek vom Preisträger", so Hüppe weiter. Die von Singer ausgelösten Diskussionen seien "besonders perfide", weil er das Lebensrecht von Menschen infrage stelle, "die sich selbst häufig weder an den Diskussionen beteiligen können noch sich wehren können".



Der Behindertenbeauftragte wies im Schreiben an die Generaldirektorin darauf hin, dass die Nationalbibliothek als öffentliche Einrichtung und durch ihre Aufgabe, das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, eine besondere Verantwortung und Vorbildfunktion habe.