Über 50.000 Menschen feiern Eröffnung des Dresdner Kirchentages auf Elbwiesen

Mit dem Herzen dabei

Evangelischer Kirchentag in einer atheistischen Region: Zur Eröffnung des Großtreffens am Mittwochabend in Dresden war davon nichts zu merken. Rund 55.000 Menschen feierten unter bewölkten Himmel den ersten Gottesdienst des Kirchentages 2011. Sie versammelten sich auf den Elbwiesen, der Augustusbrücke und der Brühlschen Terrasse. Weitere 29.000 kamen zu Gottesdiensten auf dem Alt- und Neumarkt zusammen.

 (DR)

Sachsens Landesbischof Jochen Bohl hatte bereits am Mittag auf die "nicht ganz kleine organisatorische Herausforderung" des Dresdner Kirchentages verwiesen. Es sei ein Projekt der ganzen Stadt und der Region geworden. "Schon jetzt hat sich dieser Kirchentag für uns gelohnt", betonte der evangelische Bischof.



In seiner Predigt zur Kirchentagslosung "...da wird auch dein Herz sein" warnte Bohl vor dem Streben nach Geld und Macht. Mit dem "Haben-Wollen" werde "das Herz eng und hart, es kommt zu Konflikten, die Liebe wird gefährdet." Im Herzen verdichte sich aber, "was uns zur Person macht, die wir sind".



Insgesamt erwartet der Evangelische Kirchentag bis Sonntag täglich rund 127.000 Teilnehmer und damit so viele wie zuletzt in Hamburg 1995. In einer Region, wo nur etwa ein Viertel der Bevölkerung überhaupt einer Kirche angehören, ruft das bei vielen Erstaunen hervor.



Bundespräsident Christian Wulff betonte mit Blick auf die christliche Minderheit in Sachsen, dass es nicht darum geht, in der Mehrheit zu sein, sondern vielmehr darum, sich gegenseitig zu unterstützen und Mut zuzusprechen. Auch wünsche er sich stärkere ökumenische Signale und mehr Mut der Konfessionen "aufeinander zuzugehen, mehr gemeinsames Handeln und Beten". Nach seinem Grußwort mischte sich er sich in die Menge der Kirchentagsbesucher.



Dresden mit seinen rund 500.000 Einwohnern ist erstmals Gastgeber eines gesamtdeutschen Kirchentages. In der DDR versammelten sich Christen ausschließlich zu regionalen Kirchentagen. Allerdings zählte ein solcher in Dresden 1983 schätzungsweise auch 100.000 Menschen beim Schlussgottesdienst. Und es gehörte wohl Mut dazu, das Treffen unter das Motto "Vertrauen wagen, damit wir leben können" zu stellen.



Vertrauen ist allerdings auch beim Kirchentag 2011 gefragt: Einige Teilnehmer dürften wegen des anhaltenden Ausbreitens des EHEC-Erregers in Deutschland besorgt sein. Die Organisatoren des Großtreffens in Dresden nahmen vorsorglich Gurken, Tomaten und Salat vom Speisenplan. Händeschütteln ist dagegen erlaubt und das praktizierten die Gottesdienstbesucher an der Elbe denn auch zur Begrüßung am Mittwochabend.



Kirchentagspräsidentin Katrin Göring-Eckardt eröffnete unter großem Beifall den 33. Deutsche Evangelischen Kirchentag. "Dass wir so viele sind, liegt an der Stadt Dresden und ihren Menschen", sagte sie. Und viele seien gekommen, "weil die Fragen drängen, weil es uns wirklich ernst ist mit dem Atomausstieg".