Der 33. Deutsche Evangelische Kirchentag beginnt

Protestantentreffen an der Elbe

In Dresden beginnt heute der 33. Deutsche Evangelische Kirchentag. Dazu werden rund 110.000 Dauerteilnehmer erwartet. Eröffnet wird das Protestantentreffen an der Elbe mit drei Gottesdiensten unter freiem Himmel. Bundespräsident Christian Wulff wird ein Grußwort sprechen. Zum anschließenden "Abend der Begegnung" rechnen die Veranstalter mit 300.000 Menschen auf den Straßen und Plätzen der Stadt.

 (DR)

Bis Sonntag stehen mehr als 2.000 Veranstaltungen zu Glaubensfragen und Themen wie Frieden und Sicherheit sowie zur Zukunft der Demokratie auf dem Programm. Das Leitwort des Treffens ist "... da wird auch dein Herz sein" (Matthäus 6,21). An dem Kirchentag nehmen Prominente aus Politik, Kirche und Gesellschaft teil, unter anderen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Verteidigungsminister Thomas de Maizière (beide CDU), SPD-Parteichef Sigmar Gabriel und die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Renate Künast.



Als oberste Repräsentanten der drei evangelischen Landeskirchen in NRW werden der rheinische Präses und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, der westfälische Präses Alfred Buß und der lippische Landessuperintendent Martin Dutzmann auf Podien und bei Bibelarbeiten vertreten sein.



Beckstein erwartet "heftige Diskussionen" über Auslandseinsätze

Günther Beckstein erwartet auf dem Kirchentag intensive Debatten über Auslandseinsätze der Bundeswehr. Gerade mit Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) werde es "sehr heftige Diskussionen" geben. "Ich bin sehr gespannt, wie das ablaufen wird", sagte der ehemalige bayerische Ministerpräsident, der sich als Vizepräses der Synode in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) engagiert, am Mittwoch im Deutschlandfunk.



Bei dem Protestantentreffen spricht de Maizière am Freitagabend zum Thema "Und sie hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen". Der Verteidigungsminister, der dem Präsidium des Kirchentages angehört, nimmt wenige Stunden zuvor in Hannover an der zentralen Trauerfeier für die drei vor wenigen Tagen in Afghanistan getöteten Bundeswehrsoldaten teil.



Beckstein wandte sich gegen die Aussage "Nichts ist gut in Afghanistan", mit der vor anderthalb Jahren die damalige EKD-Ratsvorsitzenden Margot Käßmann für Schlagzeilen gesorgt hatte. Zwar sei es richtig gewesen, dass sich Käßmann in die Debatte eingeschaltet habe. Ihm erscheine die Aussage aber zu undifferenziert zu sein. Inzwischen habe Käßmanns Nachfolger Nikolaus Schneider an der Spitze der EKD eine sehr viel differenziertere Stellungnahme abgegeben.



Nach den Worten Becksteins gibt es indes keine einheitliche Position unter den deutschen Protestanten zu den internationalen Einsätzen der Bundeswehr. Die evangelische Kirche habe keinen Papst, der von der Kanzel eine verbindliche Stellungnahme verkündet. "Wir sind als evangelische Kirche eine Kirche der Freiheit", sagte der CSU-Politiker.



Zum ersten Mal Gastgeber

Für die sächsische Landeshauptstadt, die zum ersten Mal Gastgeber eines evangelischen Kirchentags ist, ist die Veranstaltung eine große logistische Herausforderung. Schließlich gehören rund 80 Prozent der etwa 517.000 Dresdner keiner Kirche an, nur 15 Prozent sind evangelisch und 4 Prozent katholisch. Die Erfahrungen des Katholikentags von 1994 helfen nur bedingt. Mit 33.000 Dauerteilnehmern hatte er deutlich kleinere Dimensionen.



Die erste Feuerprobe haben die Veranstalter aber bereits bestanden: 12.000 Privatquartiere stellten die Dresdner für die Kirchentagsgäste bereit. Kirchentagspräsidentin Katrin Göring-Eckardt hatte bereits frühzeitig versprochen, dass er unter allen evangelischen Kirchentagen am stärksten ökumenisch geprägt sein werde.



Katholiken: "Wir waren dort immer recht gern gesehen"

Der Bischof des Bistums Dresden-Meißen, Joachim Reinelt, bestätigt, dass die Kirchentagsplaner schon früh auf die katholische Kirche zugingen. "Wir waren dort immer recht gern gesehen", so Reinelt. Als Beispiel ökumenischer Offenheit führt der katholische Bischof an, dass er bei einem der drei Eröffnungsgottesdienste mit am Altar steht. An Christi Himmelfahrt wird er bei einem Gottesdienst im Dresdner Fußballstadion predigen. Geradezu begeistert ist er, dass bei einem der Auftaktgottesdienste auf den Elbwiesen die protestantische Frauenkirche und die katholische Kathedrale im Hintergrund zu sehen sind.



Die katholische Kirche kann sich als selbstverständlicher Partner sehen, deren Gemeinden auch viele Veranstaltungsorte stellen. Anders als beim 2. Ökumenischen Kirchentag 2010 in München zugesagt, beschäftigen sich jedoch nur wenige Foren direkt mit dem Thema Ökumene. So gibt es auf dem traditionellen "Markt der Möglichkeiten" zwar einen großen Bereich "Gelebte Ökumene". Lediglich ein großes Podium ist dem Thema aber ausdrücklich gewidmet: Unter dem Titel "Alternativlos: Ökumene! Hoffnung für Kirche und Gesellschaft" kommen am Samstag der griechisch-orthodoxe Metropolit Augostinos, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Präses Nikolaus Schneider, im Kulturpalast zusammen.



Auf zwei Auftritte kommt der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück. Zudem gibt es eine Veranstaltung zum Zweiten Vatikanischen Konzil. Während der Ökumene kein eigenes Kirchentagszentrum gewidmet ist, gibt es je ein Zentrum "Juden und Christen" sowie "Muslime und Christen" mit Angeboten über die Dauer des Kirchentags. Auch für die Zeit zwischen den Veranstaltungen hat das berühmte "Elbflorenz" viel zu bieten.



Zwar wurde Dresden 2009 wegen des Baus einer neuen Elbbrücke der Welterbetitel aberkannt. Restaurierung und Rekonstruktion der Altstadt bieten auch Dresden-Kennern aber manches Neue: Am bekanntesten sind neben Frauenkirche und Kathedrale die Semperoper und der Zwinger, der als Ort für königliche Feste sowie Kunstausstellungen errichtet wurde. Das sogenannte Grüne Gewölbe bietet Kunstschätze von Weltrang. Für moderne Architektur steht die vor zehn Jahren fertiggestellte neue Synagoge.