Konflikt um sudanesische Grenzregion löst Flüchtlingsstrom aus

"Sie laufen weg in der Angst vor brutaler Gewalt"

Im Sudan spitzt sich die Situation in der umstrittenen Grenzregion Abyei offenbar zu. Nach Angaben der südsudanesischen Regierung hat sich die Zahl der Flüchtlinge auf 150.000 Menschen erhöht. "Die Situation ist schrecklich, sie laufen weg in der Angst vor brutaler Gewalt, ohne jeden Schutz", wird ein Minister laut BBC-Bericht zitiert. Der Evangelische Entwicklungsdienst warnt vor einem Scheitern des gesamten Friedensprozesses im Sudan.

 (DR)

Die ölreiche Region ist zwischen dem Nord- und dem nach Unabhängigkeit strebenden Südsudan umstritten. Vor einer Woche hatten Truppen der nordsudanesischen Regierung in Khartum Abyei eingenommen. Khartum erklärte sich inzwischen zu Gesprächen zur Beilegung der Krise bereit. Am 9. Juli will der Südsudan ein selbstständiger Staat werden.



Evangelischer Entwicklungsdienst sieht gesamten Friedensprozess in Gefahr

Der Konflikt um Abyei stellt nach Einschätzung des Evangelischen Entwicklungsdienstes (EED) eine Gefahr für den gesamten Friedensprozess im Sudan dar. "Beide Regierungen, sowohl im Süden als auch im Norden des Sudans, sind verpflichtet, die Menschen vor Ort zu schützen und die Vereinbarung des Friedensvertrags einzuhalten", sagte EED-Vorstand Claudia Warning am Freitag in Bonn. Ein gewaltfreies Miteinander sei der Schlüssel auf dem Weg zu zwei funktionierenden sudanesischen Staaten.



Warning fordert die Abhaltung des geplanten Referendums in Abyei, das auf unbestimmte Zeit verschoben worden war. Damit soll die Bevölkerung entscheiden können, ob sie zum Nord- oder zum Südsudan gehören möchte. Zudem müssten Hilfsorganisationen freien Zugang zu der Region bekommen.



Die EED-Sudan-Expertin Marina Peter sieht in der Besetzung von Abyei einen Bruch des Friedensabkommens von 2005, mit dem der zwei Jahrzehnte lange Bürgerkrieg zwischen Nord- und Südsudan beendet wurde. Am Donnerstag hatte der südsudanesische Präsident Salva Kiir erklärt, er wolle keinen neuen Krieg. Auch die amerikanische UN-Botschafterin Susan Rice sprach nach einer Sudan-Reise einer Delegation des UN-Sicherheitsrats von einem Bruch des Friedensabkommens.



Der Norden des Sudans ist arabisch-islamisch geprägt, während im Süden vorwiegend Christen und Anhänger schwarzafrikanischer Religionen leben. Der Sudan ist mit 2,5 Millionen Quadratkilometer das größte Land Afrikas, der ölreiche Süden nimmt davon ein Viertel ein. Von den 42 Millionen Sudanesen lebt etwa ein Fünftel im Süden.