Jugend- und Familienminister der Länder geben grünes Licht für Entschädigungen

Auch für ostdeutsche Heimkinder

Die Jugend- und Familienminister der Länder haben sich bei ihrer zweitägigen Konferenz in Essen dafür ausgesprochen, auch das Unrecht an den ehemaligen ostdeutschen Heimkindern aus den 50er und 60er Jahren anzuerkennen. Die Lösungen in Ostdeutschland sollten denen im Westen vergleichbar sein.

 (DR)

Das Unrecht in Kinderheimen der ehemaligen DDR solle möglichst zeitnah aufgearbeitet werden, sagte die thüringische Ministerin Heike Taubert (SPD) zum Abschluss der Beratungen.



Schäfer: Länder wollen sich nicht aus Verantwortung ziehen

Die nordrhein-westfälische Jugend- und Familienministerin Ute Schäfer (SPD) sagte am Freitag, die Länder wollten umgehend die Voraussetzungen schaffen, damit sie sich an dem vom Runden Tisch Heimerziehung geforderten Entschädigungsfonds beteiligen können. Dieser Fonds, der sich bisher nur auf westdeutsche Fälle bezieht, soll mit einem Gesamtvolumen in Höhe von 120 Millionen Euro ausgestattet sein und zu je einem Drittel vom Bund, den Kirchen und den Ländern getragen werden. "Auch die Länder wollen und dürfen sich nicht aus der Verantwortung ziehen", sagte Schäfer.



Der Fonds soll 2012 eingerichtet werden und Hilfen für ehemalige Heimkinder aus Westdeutschland ermöglichen. Er geht auf eine Empfehlung eines Runden Tisches zurück, der die Situation in den Einrichtungen untersucht hatte. Der Runde Tisch kam nach zweijähriger Arbeit zu dem Ergebnis, dass den Heimkindern vor allem in den 50er und 60er Jahren vielfach schweres Unrecht angetan wurde. Dazu zählen demütigende und brutale Behandlung, Gewalt, sexuelle Übergriffe, Freiheitsentzug und Arbeitszwang.



Nach Schätzungen hatten zwischen 1945 und 1970 rund 800.000 Kinder in Westdeutschland Kontakt mit Heimen, davon bis zu 600.000 in kirchlichen Einrichtungen. In den vergangenen Jahren war aufgedeckt worden, dass viele von ihnen drakonische Strafen, Misshandlungen und Missbrauch erdulden mussten.



Länder berieten Präventionsmaßnahmen gegen Missbrauch

Ein weiteres Thema der Konferenz in Essen war die weitere Verbesserung des Schutzes von Kindern vor sexueller Gewalt in Einrichtungen. Dazu beschlossen die Minister die Bildung einer länderoffenen Arbeitsgruppe unter Federführung von Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein.



Die Konferenz der Jugend- und Familienminister der Länder sprach sich zudem für einen verbesserten Informationsfluss zwischen Strafverfolgung und Behörden aus. Die Minister wollen bei den Beratungen des Runden Tisches des Bundes darauf hinwirken, dass zukünftig bei jeder Ermittlung gegen Beschäftigte in Einrichtungen und zu Tatvorwürfen gegen die sexuelle Selbstbestimmung oder die Gefährdung von Schutzbefohlenen sowohl die Aufsichtsbehörden als auch die Träger der Einrichtungen unmittelbar informiert werden.