Katholische Uni Eichstätt wählt US-Theologen zum Chef

Gelungene Überraschung

Die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt hat wieder einmal für eine Überraschung gesorgt. Im dritten Anlauf zur Wahl eines Präsidenten entschied sich der Hochschulrat nicht für den favorisierten Interimschef Lob-Hüdepohl, sondern für den US-Theologen Richard Schenk. Der Kalifornier soll die Uni endgültig aus der Krise holen.

Autor/in:
Christoph Renzikowski
 (DR)

Schon im ersten Wahlgang fiel eine klare Zweidrittelmehrheit auf Schenk. Das Votum ist bitter für Andreas Lob-Hüdepohl (50). Dieser hatte die ihm von den bayerischen Bischöfen angetragene kommissarische Leitung der einzigen katholischen Universität im deutschen Sprachraum vor zwei Jahren als Retter in höchster Not mit Bravour angenommen. Schließlich fand er an dem befristeten Engagement so viel Gefallen, dass er sich entgegen seiner ursprünglichen Absicht zu einer Kandidatur drängen ließ. Dabei stützte er sich auf einen breiten Rückhalt bei den Professoren, aber auch beim kirchlichen Träger.



Lob-Hüdepohl kehrt nach Berlin zurück

Bei der Präsentation von Schenk, an der Lob-Hüdepohl nicht teilnahm, waren nur lobende Worte über die Arbeit des Interimspräsidenten zu hören. "Geackert wie ein Tier" habe der, bescheinigte ihm der Hochschulratsvorsitzende Helmut Altner. Für manche ging er dabei vielleicht ein Stück zu forsch vor. Die Nachricht seiner Niederlage habe er aber "mit Würde" aufgenommen, berichtete Altner. So wird Lob-Hüdepohl im Herbst nach Berlin zurückkehren. Am 30. September endet seine Beurlaubung durch die Katholische Hochschule für Sozialwesen in der Bundeshauptstadt, deren Rektor er zwölf Jahre war.



Dass sich die Waage zugunsten seines Mitbewerbers neigen könnte, war vor dem Wahltag kaum auszumachen. Allerdings fiel der Applaus beim öffentlichen Kandidatenhearing am Vortag bereits für Schenk ein ganzes Stück länger aus.



Der 59-jährige Amerikaner, dessen exzellente deutsche Aussprache und Auftreten an Sir Peter Ustinov erinnern, weiß nicht nur durch seine beeindruckende akademische Vita zu überzeugen. Gefragt, was er an seinem ersten Tag als Präsident tun werde, antwortete er schlagfertig: "Meine Espressomaschine aufstellen."



Schenk, dessen deutsche Vorfahren vor gut 100 Jahren auswanderten, lehrt an einer typisch amerikanischen Gesamthochschule in Berkeley. In dem Hochschulverbund arbeiten katholische, protestantische, aber auch jüdische, muslimische und buddhistische Wissenschaftler eng zusammen. Die Fachrichtungen sind nicht nach Konfessionen getrennt, bei Prüfungen sitzt man an einem Tisch.



Eichstätt soll  internationaler, ökumenischer und interreligiöser werden

Diese Erfahrungen will der neue Präsident in Eichstätt nutzen. Internationaler, ökumenischer und interreligiöser stellt er sich die Ausrichtung der Universität vor. Bei seinen Gesprächen an der Universität sei er am meisten von den Begegnungen mit den Studenten angetan gewesen, sagte er. Deren Enthusiasmus sei ansteckend. Großes erwarte er sich von ihren Ideen. "Da gibt es einiges, was Hand und Fuß hat."



In Deutschland ist der Dominikaner kein Unbekannter. Beim Münchner Dogmatiker Leo Scheffczyk legte er 1986 seine Doktorarbeit vor. Die Untersuchung der theologischen Anthropologie des Thomas von Aquin auf dem Hintergrund der Theologie Karl Rahners und dessen Beschäftigung mit Martin Heidegger erhielt die Höchstnote. Es folgten fünf Jahre an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.



1991 übernahm Schenk für neun Jahre die Direktion des vom Bistum Hildesheim getragenen Forschungsinstituts für Philosophie in Hannover. Seit derselben Zeit ist er auch Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste.



Auch wenn der US-Theologe am Tag seiner Wahl alle Fragen souverän beantwortete: So ganz wollte die Skepsis nicht weichen. Mancher erinnerte sich an 2008. Da scheiterte die Kür des ebenfalls in den USA lehrenden Theologen Reinhard Hütter nach dessen Wahl, weil er sich mit dem kirchlichen Träger nicht über die Konditionen einigen konnte. Ob er denn jetzt auch wirklich sein Amt antrete, wurde Schenk gefragt. Darauf der Ordensmann: Die einzige Überraschung werde die sein, "dass ich wahrscheinlich etwas billiger komme als normalerweise".