Vor Marienfest erhöht sich in China Druck auf katholische Minderheit

Kontrollen und Verhaftungen

Allen Appellen für Religionsfreiheit vor dem Gebetstag zum Trotz, bleibt die Situation für Christen in China schwierig: Offenbar haben die chinesischen Behörden zum kirchlichen Festtag der Gottesmutter von Sheshan an diesem Dienstag ihre Sicherheitsmaßnahmen verschärft. Priester wurden verhaftet.

 (DR)

Etliche Geistliche der romtreuen Untergrundkirche seien verhaftet und an der Wallfahrt zum Marienheiligtum nahe Schanghai gehindert worden, meldet der römische Pressedienst asianews am Montag. Chinesische Kirchenkreise führten die Maßnahmen auf den jüngsten Appell des Papstes zurück. Benedikt XVI. hatte die Einschränkung der Religionsfreiheit in China beklagt.



Priester und Gläubige würden in der freien Ausübung ihres Glaubens behindert, sagte der Papst am vergangenen Mittwoch (18.05.2011) zum Abschluss der Generalaudienz in einem Gebetsaufruf für die chinesischen Katholiken. Zudem seien einige Bischöfe in ihrer Amtsführung Druck ausgesetzt. Die Kirche in China bedürfe gegenwärtig in besonderer Weise des Gebets der gesamten Kirche.



Verstärkte Polizeipräsenz

Laut Bericht von asianews hatten die Behörden von Schanghai am Wochenende alle Priester der katholischen "Untergrundkirche" zu einer "touristischen Reise auf Kosten der Regierung" eingeladen. Daher habe es am Sonntag in der ganzen Stadt keine einzige Messe für die romtreuen Gläubigen gegeben.



In Sheshan selbst gebe es eine verstärkte Polizeipräsenz mit Videoüberwachung und strengen Kontrollen, meldet asianews. Schon in den vergangenen Jahren waren zum Fest von Sheshan viele Pilger von den Behörden zurückgewiesen worden.



Gebetstag seit 2007

Papst Benedikt XVI. hatte in seinem großen Brief vom Sommer 2007 an die Katholiken in China den Festtag der Gottesmutter von Sheshan am 24. Mai zum Gebetstag der Weltkirche für die Glaubensbrüder im Reich der Mitte proklamiert. Auch in Deutschland riefen die Bischöfe zum Gebet für die Christen in China auf. Der Bischof für die Auslandsseelsorge, der Kölner Weihbischof Heiner Koch, machte im Interview mit domradio.de auf die schwierige Lage für Katholiken aufmerksam.



Die mehr als zehn Millionen Katholiken in China teilen sich seit 1957 in eine vom Staat verfolgte romtreue Untergrundkirche und die offizielle, regierungsnahe "Patriotische Vereinigung" auf. Während der Kulturrevolution von 1966 bis 1976 wurde das Christentum unterdrückt. Erst nach dem Tod Mao Tse-tungs 1976 begann ein Neuaufbau, jedoch weiterhin unter strenger Kontrolle der Regierung.  Inzwischen haben die meisten Bischöfe Chinas auch die Anerkennung des Papstes. Zuletzt kam es jedoch über Neuernennungen ohne Abstimmung mit dem Heiligen Stuhl erneut zu Differenzen.