Der Katholische Jugendbuchpreis geht in diesem Jahr auch an einen Übersetzer

Eigene Sprache geschaffen

Mit Uwe-Michael Gutzschhahn wurde in diesem Jahr auch ein Übersetzer mit dem Katholischen Jugendpreis ausgezeichnet. Im Interview mit domradio.de spricht er über die seltene Ehre. Und über die Zweite-Weltkriegs-Erzählung "Einmal" des ebenfalls prämierten australischen Autoren Morris Gleitzmann.

 (DR)

domradio.de: Was bedeutet Ihnen der katholische Kinder- und Jugendbuchpreis?

Gutzschhahn: Es ist ja nicht so häufig, dass man als Übersetzer mit ausgezeichnet wird. Insofern ist die Freude natürlich sehr groß, einen solchen Preis zu bekommen - dafür, dass das Buch im Deutschen eine eigene Sprache bekommt.



domradio.de: Normalerweise werden mit Literaturpreisen ja nur die Autoren ausgezeichnet. Das ist hier anders: Der Preis wird an den Autor, aber auch an Sie, den Übersetzer, verliehen. Wieso ist das so?

Gutzschhahn: Soweit ich weiß, hat die Jury befunden, dass diese Übersetzung des Buches eine besondere Qualität hat und man deshalb der Meinung war, dass diese Übersetzung das Buch im deutschen Sprachraum besonders nahe bringt.



domradio.de: Das Buch war auch für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert - und zwar von der Jugendjury. Warum spricht  "Einmal" Kinder und Jugendliche so an?

Gutzschhahn: Weil das Buch auf eine ganz neue Weise das Thema Konzentrationslager, Nationalsozialismus, Holocaust anspricht; auf eine Weise, die ganz unmittelbar die Gefühle von jungen Menschen erreicht, indem sie ganz dicht, mit kurzen, aber unglaublich spürbaren Sätzen dieses Thema erfasst. Ich glaube, Morris Gleitzmann hat da eine wunderbare Geschichte erzählt, der man nicht entfliehen kann.



domradio.de: Das Buch spielt im Dritten Reich, es geht um den Holocaust. Für Kinder ist diese Zeit bereits weit weg. Wie bringt man Kindern und Jugendlichen diese Zeit näher?

Gutzschhahn: Jedes Buch tut das aufs Neue. Und das ist auch gut so, dass dieses Thema nicht in Vergessenheit gerät. Kinder leben in ihrer Zeit, und man nimmt natürlich die neuen Bücher oft besonders wahr. Aber dieses Buch zeichnet sich vor allen Dingen dadurch aus, dass die Sprache so dicht und so bildhaft ist, die einem so nahe gehen.



domradio.de: Trotz des schwierigen Themas ist "Einmal" kein deprimierendes Buch. Woran liegt das?

Gutzschhahn: Indem es in dieser Naivität, mit der der Junge herangeht an die Sache, sehr eigenartige Wahrnehmungen hat, die den wiederum etwas mehr wissenden Leser dann auch in eine leichte Komik hineinversetzt. Ganz abgesehen davon gibt es eine ganz wunderbare Geschichte zwischen dem Felix und einem Mädchen, Zelda, die er versucht zu retten, was ihm auch gelingt. Er als Neunjähriger beschützt eine Siebenjährige - das ist schon eine ganz faszinierende Geschichte mit einer leichten Komik, die nie peinlich wird.



Das Gespräch führte Aurelia Plieschke.