Zum Tod des Erziehungswissenschaftlers Wolfgang Bergmann

Kinder waren seine Berufung

Vor fast genau zwei Jahren war Wolfgang Bergmann bei domradio.de zu Besuch. In der Sendung "Menschen" sprach er zwei Stunden lang über Berufliches und Persönliches. Auch wenn er damals sagte "Ich wäre gerne Schriftsteller geworden" – seine Berufung, gestand er im selben Atemzug, war die Arbeit mit Kindern.

 (DR)

"Mit Kindern habe ich eine Eselsgeduld", sagte der damals 60-Jährige domradio-Moderatorin Angela Krumpen. Bereits in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag (19.05.2011) endete nun seine Mission. In einem Hospiz bei Hannover erlag der Erziehungswissenschaftler seiner Krebserkrankung. Im Februar 2010 wurde bei Bergmann Knochenkrebs festgestellt.



Bergmann wurde durch zahlreiche Bücher bekannt, zuletzt "Lasst Eure Kinder in Ruhe". Für die einen war er der "Advokat der Kinder", für die anderen zählte er zu den wichtigsten und einflussreichsten "Vordenkern Deutschlands". Der Kinder- und Familientherapeut hinterlässt drei Kinder.



Neben Therapie auch soziales Engagement

Neben der Therapie von Kindern und Jugendlichen, dem Schreiben zahlreicher Bücher galt Bergmanns Engagement dem Aufbau einer Stiftung für Kinder. Im Herbst des vergangenen Jahres gründete er die Stiftungsinitiative "Für Kinder", damit sein Lebenswerk fortgeführt wird.



Noch im März dieses Jahres sagte Bergmann: "Ich würde gern noch zehn Jahre leben." Doch die Krankheit brach ihn und riss ihn aus der Mitte seines Lebens, hieß es in der Mitteilung der Familie.



Noch über den Tod hinaus wirken, dem zerstörerischen Förderwahn in der Erziehung entgegentreten und Kindern ein Glücks- und Zufriedenheitspotential mitgeben, bewegte Bergmann bis zuletzt. "Wir schaffen die seelischen Grundlagen für eine mitfühlende - nicht kalt rivalisierende Gesellschaft", so Bergmann. "Und es ist die Verbindung von Zuwendung und Grenzen setzen, die als Zauberformel gilt - "Gute Autorität", nannte Wolfgang Bergmann dieses Konzept.