Pfarrer der Kunst-Station Sankt Peter wehrt sich gegen Vorwürfe

"Holter ist nicht Mennekes"

Es ist eine Ausnahmekirche: Sankt Peter in Köln. Gut 20 Jahre hat hier der Jesuitenpater Friedhelm Mennekes gewirkt und in dem Gotteshaus die renommierte Kunst-Station Sankt Peter aufgebaut. Sein Nachfolger, Pater Werner Holter, sieht sich in einem massiven Konflikt mit Pfarreimitgliedern.

Autor/in:
Andreas Otto
 (DR)

Nachdem zunächst fast der komplette Pfarrgemeinderat (PGR) zurückgetreten war, haben nun auch die Vorsitzenden der Beiräte für Kunst und Literatur öffentlichkeitswirksam das Handtuch geworfen. Stefan Swat, bislang Beiratsvorsitzender für Literatur, vermisst ein klares Bekenntnis Holters zu dem Konzept, durch zeitgenössische Kunst gerade auch die kirchlich Fernstehenden anzusprechen. Auch der bisherige Kunstbeirat-Vorsitzende Kai Kullen wirft dem Pater vor, die Besonderheit der Kunst-Station inhaltlich nicht voranzutreiben.



Und die bestehe darin, dass sich Kunst in dem bewusst leeren Kirchenraum von St. Peter ganz frei präsentieren könne - um dann mit der Gemeinde in einen Dialog zu treten. Eine Absage erteilt Kullen jener Kunst, die von vornherein eine religiöse Botschaft beinhalte und etwa mit einer Missionsabsicht verbunden sei. Kullen spricht wie der frühere PGR-Vorsitzende vom "falschen Mann am falschen Ort".



Rubens-Gesellschaft: Es fehlt eine Vision

In einer Presseerklärung verweisen Kullen und Swat darauf, dass auch drei von vier Vorstandsmitgliedern der Kölner Rubens-Gesellschaft, dem Förderverein der Kunst-Station, nicht mehr für ihre Ämter kandidierten. Allerdings erfolgten diese Amtsniederlegungen nicht alle aus Protest, wie die bisherige Vorsitzende der Rubens-Gesellschaft, Reinhild Bopp-Grüter, auf Nachfrage erläuterte. Aber auch sie vermisst den dialogischen Ansatz zwischen Religion und Kunst: Es fehle eine Vision.



Holter selbst spricht von einer "vergifteten Atmosphäre" und fühlt sich völlig unverstanden. "Es geht nicht um die Sache, sondern um die Person", sagte er auf Anfrage. Zugleich betonte er, dass zeitgenössische Kunst, Musik und Literatur weiterhin in Sankt Peter beheimatet sein sollen und er die Kirche als Anlaufpunkt für Kritiker und Querdenker verstehe. Andererseits erwartet er von den vielen Engagierten, sich auf ihn, seinen Stil und seine neuen Akzente einzulassen. "Holter ist nicht Mennekes", so der Geistliche, der vor drei Jahren in die Fußstapfen seines Ordensbruder gestiegen war.



Als zentral nennt er die Verkündigung und die Feier der Liturgie. Und unter diesem Dach möchte er als Säulen Kunst und Musik einbauen.



Holter: Es hat kein Ausstellungsverbot gegeben

Weiter legt Holter auf die Feststellung wert, dass er die Autonomie der Kunst akzeptiere und keine vom Beirat geplante Ausstellung verboten habe. Bestätigung findet er bei Guido Schlimbach, der über die Kunst-Station eine Doktorarbeit verfasst hat und sowohl dem Kunstbeirat als auch dem Vorstand der Rubens-Gesellschaft angehört.



Er weist darauf hin, dass Mennekes früher allein das Kunst-Programm auflegte und erst nach seiner Zeit sich überhaupt Beiräte um diese Aufgabe gekümmert haben. In den letzten drei Jahren habe es ziemlich erfolgreiche Ausstellungen gegeben, blickt Schlimbach zurück - und mahnt zur konstruktiven Zusammenarbeit. Auch Schlimmbach pocht auf die Freiheit der Kunst. Umgekehrt habe er Holter, der bislang nicht im Kunst-Beirat mitarbeitete, die Einbeziehung in die Konzeption zugesagt.



Trotz des Konflikts geht die Arbeit weiter. Für September ist eine Rauminstallation des skandinavischen und in Italien lebenden Künstlers Mats Bergquist geplant. Und zu Beginn des kommenden Jahres soll sich eine Videoinstallation des spanischen Künstlers Gabriel Dias mit der Idee des Jakobsweges befassen. Übrigens: 2012 steht das 25-jährige Bestehen der Kunst-Station an. Noch bleiben ein paar Monate Zeit, damit sich Feierlaune einstellen kann.