Katholikenkomitee beginnt mit Frühjahrsvollversammlung

Reformen, PID, Atomkraft

Auf Reformen in der katholischen Kirche in Deutschland drängt das Zentralkomitee der deutschen Katholiken. In Erfurt warnte das höchste katholische Laiengremium in Deutschland auch vor einem übereilten Ausstieg aus der Atomenergie und der Zulassung der umstrittenen Gentests an Embryonen.

 (DR)

Als konkrete Forderungen benannte ZdK-Präsident Alois Glück am Freitag unter anderem mehr Verantwortung für Frauen und Fortschritte im Verhältnis zwischen katholischer und evangelischer Kirche. Außerdem müsse "die Sprach- und Handlungsunfähigkeit in Fragen der kirchlichen Sexualmoral" überwunden werden, sagte Glück. Er dankte den Bischöfen für den von ihnen angestoßenen Dialog zur Zukunft der Kirche. Die Initiative habe schon in verschiedenen Bistümern weiterführende Debatten angestoßen.



In seinem Grußwort ermunterte der Erfurter Bischof Joachim Wanke die Kirche dazu, sich nicht anzupassen, sondern die gegenwärtigen Herausforderungen durch "geistliches Profil" zu meistern. Der Dialogprozess solle auf Tradition und Lehre der Kirche gründen und sie für die heutige Zeit übersetzen.



Glück betonte, die deutsche katholische Kirche stehe vor einem entscheidenden Jahr. Die kommenden Monate würden zeigen, ob es gelinge, den durch den Missbrauchsskandal entstandenen Vertrauensverlust wieder wettzumachen oder ob es zu einer "neuen Welle der Frustration" komme.



Die Ausstiegsdebatte

Beim Thema Energiewende warnte das ZdK vor einem übereilten Ausstieg aus der Atomkraft. Es gehe nicht um die Geschwindigkeit dieses Prozesses, sondern um seinen erfolgreichen Abschluss, sagte Glück, der auch Mitglied der von der Bundesregierung eingesetzten Ethikkomission zur Atomenergie ist. Zwar sei mittlerweile bei vielen die Einsicht gereift, dass der bisherige Verbrauch von Rohstoffen und Energie die Erde überfordere. Aber die meisten Menschen zeigten sich bislang nicht bereit, daraus die Konsequenzen zu ziehen, kritisierte Glück.



Entschieden erneuerte das Gremium seine Forderung nach einem Verbot der Präimplantationsdiagnostik (PID). Eine Zulassung der Methode bedeute die Tötung von Embryonen allein wegen ihrer genetischen Eigenschaften, so Glück. Daraus folge "eine dramatische Diskriminierung insbesondere behinderten menschlichen Lebens". Die PID ist umstritten, weil dabei Embryonen vor der Einpflanzung in die Gebärmutter auf mögliche genetische Schäden untersucht und gegebenenfalls vernichtet werden.



Wichtige Impulse für die Ökumene erhofft sich das ZdK vom Papstbesuch im September. Benedikt XVI. habe bereits gezeigt, dass er dem Gespräch mit Vertretern der evangelischen Kirche einen wichtigen Platz einräumen wolle, sagte Glück. Er warnte aber vor zu großen Erwartungen. Das Besuchsprogramm sei eng gedrängt. "Das ist nicht der Ort für lange Beratungen", so der CSU-Politiker.



Scharf verurteilte Glück die jüngsten Übergriffe auf Kopten in Ägypten. Die Kairoer Regierung rief er auf, die christliche Minderheit besser zu schützen. Indes hätten die Bürgerbewegungen in der arabischen Welt das westliche Islam-Bild verändert. In den islamisch geprägten Staaten gebe es "ein zuvor unterschätztes Potenzial für Demokratisierung und gesellschaftliche Modernisierung". Die weitere Entwicklung des Islam sei aber noch offen.