Katholikenkomitee beendet Vollversammlung mit Ökumene-Papier

Ruf nach Reformen

Mit einem Aufruf zu konkreten Fortschritten in der Ökumene ist am Samstag die Frühjahrsvollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) zu Ende gegangen. Die rund 200 Teilnehmer verabschiedeten nach intensiver Debatte in Erfurt ein "Plädoyer für eine lebensnahe Ökumene".

 (DR)

In dem Papier mit dem Titel "Um der Menschen willen!" fordert das höchste Gremium der katholischen Laien in Deutschland, die Gemeinsamkeiten von katholischer und evangelischer Kirche in den Gemeinden stärker zu betonen.



Der Ruf nach Reformen in der katholischen Kirche stand im Laufe des zweitägigen Treffens in der thüringischen Landeshauptstadt mehrfach auf der Tagesordnung. Als konkrete Forderungen benannte ZdK-Präsident Alois Glück unter anderem mehr Verantwortung für Frauen und Fortschritte im Verhältnis zwischen katholischer und evangelischer Kirche. Außerdem müsse "die Sprach- und Handlungsunfähigkeit in Fragen der kirchlichen Sexualmoral" überwunden werden, sagte Glück. Er dankte den Bischöfen für den von ihnen angestoßenen Dialog zur Zukunft der Kirche. Die Initiative habe schon in verschiedenen Bistümern weiterführende Debatten angestoßen. "Es ist wichtig, dass wir an vielen Themen weiterarbeiten", so Glück zum Abschluss der Vollversammlung.



In seinem Grußwort hatte der Erfurter Bischof Joachim Wanke die Kirche zuvor dazu ermuntert, sich nicht anzupassen, sondern die gegenwärtigen Herausforderungen durch "geistliches Profil" zu meistern. Der Dialogprozess solle auf Tradition und Lehre der Kirche gründen und sie für die heutige Zeit übersetzen.



Ausstieg aus der Atomenergie

Beim Thema Energiewende bekräftigte das höchste katholische Laiengremium in Deutschland einen Ausstieg aus der Atomenergie, warnte jedoch vor übereilten Aktionen. Es gehe nicht um die Geschwindigkeit dieses Prozesses, sondern um seinen erfolgreichen Abschluss, sagte Glück, der auch Mitglied der von der Bundesregierung eingesetzten Ethikkommission zur Atomenergie ist.



Entschieden erneuerte das Gremium seine Forderung nach einem Verbot der Präimplantationsdiagnostik (PID). Eine Zulassung der Methode bedeute die Tötung von Embryonen allein wegen ihrer genetischen Eigenschaften, so Glück. Daraus folge "eine dramatische Diskriminierung insbesondere behinderten menschlichen Lebens". Die PID ist umstritten, weil dabei Embryonen vor der Einpflanzung in die Gebärmutter auf mögliche genetische Schäden untersucht und gegebenenfalls vernichtet werden.



Wichtige Impulse für die Ökumene erhofft sich das ZdK vom Papstbesuch im September. Benedikt XVI. habe bereits gezeigt, dass er dem Gespräch mit Vertretern der evangelischen Kirche einen wichtigen Platz einräumen wolle, sagte Glück. Zugleich warnte er bei dem dichten Besuchsprogramm vor zu hohen Erwartungen. Der Papst kommt vom 22. bis 25. September nach Deutschland und besucht Berlin, Erfurt, das Eichsfeld sowie Freiburg.