Das Katholikenkomitee und der Dialogprozess

Papiere im Gepäck

Ein herrenloser schwarzer Koffer sorgte einen kurzen Moment lang für Aufregung im Erfurter "Kaisersaal" – doch eine befürchtete Explosion blieb aus. Auch im übertragenen Sinne gingen auf der Frühjahrsvollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken keine Bomben hoch. Obwohl einige Tagesordnungspunkte des Treffens eine gewisse Sprengkraft enthielten.

Autor/in:
Joachim Heinz
Das ZdK hatte die großen gesellschaftlichen Fragen auf der Agenda (KNA)
Das ZdK hatte die großen gesellschaftlichen Fragen auf der Agenda / ( KNA )

Natürlich ging es auch um die großen gesellschaftspolitischen Herausforderungen. In seiner Eröffnungsrede, dem "Bericht zur Lage", erneuerte ZdK-Präsident Alois Glück am Freitag seine Forderung nach einem baldigen Atomausstieg, verurteilte die Gewalt gegen Kopten in Ägypten und bekräftige das "Nein" des Katholikenkomitees zur umstrittenen Präimplantationsdiagnostik. In einem eigenen Entschluss sprachen sich die rund 200 Teilnehmer ferner einstimmig für weitere Anstrengungen im Kampf gegen Aids aus. Auch in Sachen Umweltschutz und Agrarpolitik war man sich im Plädoyer für einen schonenden Verbrauch von natürlichen Ressourcen einig.



Brisant wurde es hingegen bei der Frage, mit welchen Positionen das höchste Gremium der katholischen Laien in Deutschland in den von den deutschen Bischöfen angestoßenen Dialog zur Zukunft der Kirche geht.  Besonders zwei Anträge standen dabei im Mittelpunkt des Interesses - nicht nur der ZdK-Mitglieder, sondern auch der Medienvertreter, die in beachtlicher Zahl in die thüringische Landeshauptstadt gekommen waren. Ein Papier forderte mehr Einfluss für Frauen etwa in der Seelsorge und auf der Führungsebene der Bistümer. In einem zweiten Antrag zum Verhältnis zwischen evangelischer und katholischer Kirche wurden konkrete Fortschritte in der Ökumene angemahnt.



Schwierige Situation fürs ZdK

Der Umgang mit beiden Dokumenten offenbarte, in welch" schwieriger Situation sich das ZdK befindet. An der Basis brodelt es, gleichzeitig müssen die Verantwortlichen das Gremium auf Kurs halten. Die von ZdK-Präsident Alois Glück und anderen festgestellte "Eigendynamik" der Debatte soll die Rolle des Katholikenkomitees als bevorzugten Ansprechpartner der Bischöfe im Dialogprozess nicht untergraben. Besonders deutlich wurde das Dilemma bei dem Frauenpapier. Es wurde in Erster Lesung beraten, wobei zwischenzeitlich sogar Forderungen laut wurden, dass Papier direkt zu verabschieden.



Die Vollversammlung wählte stattdessen einen Zwischenweg. Sie machte sich "die Anliegen eines partnerschaftlichen Zusammenwirkens von Mann und Frau in der Kirche" zu eigen - ohne sich konkret zu dem Antrag zu äußern. Dieser soll überarbeitet und auf der Herbstvollversammlung erneut eingebracht werden. Das mag einerseits an einer zentralen Forderung des Dokuments gelegen haben: die Zulassung von Frauen zur Diakonenweihe stößt im Kreis der Bischöfe auf Skepsis. Zum anderen aber wurden mit dem Ruf nach einem transparenterem Finanz- und Verwaltungswesen in der Kirche ein weiteres "heißes Eisen" aufgegriffen, das nur mittelbar zum eigentlichen Anliegen des Antrags gehörte.



Plädoyer für eine lebensnahe Ökumene

Sich auf das Machbare beschränken: dieser Formel entsprach der zweite Antrag "Um der Menschen willen! - Plädoyer für eine lebensnahe Ökumene". Erforderlich seien konkrete Fortschritte im Rahmen des Möglichen, so die Autoren. Als Beispiel nennen sie gemeinsame Gebete, Segnungen oder Wortgottesdienste. Auch das Patenamt zu Taufe und Firmung beziehungsweise Konfirmation solle wechselseitig anerkannt werden. Zudem solle die Deutsche Bischofskonferenz auf Basis vorhandener Einzelfallentscheidungen "allgemein geltende, rechtliche verbindliche Regelungen" erlassen, um konfessionsverschiedenen Ehepaaren den gemeinsamen Kommunionempfang zu erlauben. Das Papier wurde nach einer intensiven Aussprache verabschiedet.



Als "unser Dialogangebot", fasst ZdK-Vizepräsidentin Karin Kortmann die Ergebnisse der Vollversammlung zusammen. Die Gespräche mit den Bischöfen gehen weiter. Bei der Anfang Juli in Mannheim anstehenden Dialogveranstaltung der Bischofskonferenz werden die Forderungen aus den zwei Papieren wohl mit im Gepäck der ZdK-Vertreter sein.