Regensburger Bischof greift Geißler wegen Papst-Kritik an

"Hysterische Kampfrhetorik"

Der Regensburger katholische Bischof Gerhard Ludwig Müller hat dem CDU-Politiker Heiner Geißler wegen dessen Kritik an Papst Johannes Paul II. eine "revolutionäre und oft nur hysterische Kampfrhetorik" vorgeworfen.

 (DR)

Geißler wisse offenbar "über eine geheime Informationsquelle" genau, was Jesus heute sagen würde, schreibt Müller in einem Beitrag für der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt". Geißler hatte vor zwei Wochen die Seligsprechung von Johannes Paul II. kritisiert. Dieser Papst habe die Armen in Lateinamerika in ihrem Kampf gegen Unterdrückung "verraten".



In seinem Kampf gegen die Befreiungstheologie habe der polnische Papst den diktatorischen Regimes noch einen Rechtfertigungsgrund für die brutale Ausbeutung und Entrechtung der Armen geliefert. Der frühere CDU-Generalsekretär hatte gemeinsam mit 350 Unterzeichnern eines ökumenischen Aufrufes gefordert, den verstorbenen Erzbischof von San Salvador, Oscar Romero, heilig zu sprechen. Romero war 1980 während eines Gottesdienstes ermordet worden.



"Unkraut von Misstrauen und Zwietracht"

Bischof Müller beschuldigte die Unterzeichner des Aufrufes, Johannes Paul II. und Oscar Romero zu "Symbolen eines zerstörenden Antagonismus" zu machen. Johannes Paul II. erscheine darin als "ein Papst der Reichen aufseiten finsterer Gewalthaber" und Benedikt XVI.

als "Schreibtischtheologe, der die Botschaft Jesu durch eine Spiritualisierung verdirbt". In diesem Weltbild stünden sich die Guten und die Bösen klar abgegrenzt gegenüber. Dadurch werde das "Unkraut von Misstrauen und Zwietracht in den Acker der Kirche" gesät, mahnte Müller.



Müller ist der Ökumene-Fachmann der Bischofskonferenz und steht seit 2002 an der Spitze des Bistums Regensburg. Er ist befreundet mit dem Befreiungstheologen Gustavo Gutiérrez, mit dem er zusammen das Buch "An der Seite der Armen. Theologie der Befreiung " über die katholische Theologie Lateinamerikas verfasst hat. Über Romero schreibt Müller, dieser sei "die Stimme derer ohne Stimme" und ein Fürsprecher der Armen.