NRW will islamischen Religionsunterricht an 130 Schulen einführen

Muslime hoffen auf mehr Anerkennung

Nordrhein-Westfalen will den islamischen Religionsunterricht im nächsten Jahr schrittweise einführen. Wie viele der über 320.000 muslimischen Schüler in NRW tatsächlich am islamischen Religionsunterricht teilnehmen wollen, lässt sich laut Landesschulministerin Löhrmann noch nicht absehen. Das Fach soll zunächst an rund 130 Schulen beginnen.

 (DR)

An den ausgewählten Schulen werde bereits das Fach Islamkunde angeboten, erläuterte die Grünen-Politikerin am Freitag in Münster. Hier würden zurzeit etwa 80 Islamkundekräfte unterrichten. 60 weitere Lehrer werden nach Löhrmanns Angaben im Sommer einen Zertifikatskurs Islamkunde abschließen.



"Wir werden nicht sofort hunderte Lehrerstellen benötigen"

Der weitere Ausbau des Unterrichts solle sich dann am Bedarf orientieren, sagte die Ministerin zur Eröffnung einer Fachtagung an der Universität Münster. "Wir werden nicht sofort hunderte oder gar tausende Lehrerstellen benötigen", meinte Löhrmann. Die Ausbildung der islamischen Religionslehrer für die Schulen in Nordrhein-Westfalen werde gemeinsam von der Landesregierung und der Universität Münster angestrebt, hieß es.



Die Islamkundelehrer seien aufgeklärte Muslime, erläuterte Ulla Ohlms vom Schulministerium. "Sie schaffen für die Kinder die Balance zwischen Glauben und Lebenswirklichkeit."



Muslime hoffen auf mehr Anerkennung

Mit der schrittweisen Einführung des islamischen Religionsunterrichts verbindet der Koordinationsrat der Muslime in Deutschland (KRM) die Hoffnung auf mehr gesellschaftliche Anerkennung. "Wir sind zuversichtlich, dass der Islam ganz selbstverständlich von der Politik und Gesellschaft als Religionsgemeinschaft angesehen wird", sagte KRM-Sprecher Aiman Mazyek.



Die Kritik am Religionsunterricht in den Moscheen habe Spuren bei den Muslimen in Deutschland hinterlassen, führte Mazyek weiter aus. Er habe aber nun die Hoffnung, dass der Religionsunterricht ein Schritt zur Gleichstellung, Gleichberechtigung und Teilhabe an den gesellschaftlichen Prozessen sei. Der Prozess werde die Muslime in diesem Land voranbringen.



Der Münsteraner Professor für islamische Religionspädagogik, Mouhanad Khorchide, erklärte, der Religionsunterricht in den Moscheen solle nicht durch den schulischen ersetzt werden. Beide sollen nebeneinander existieren können. "Für uns ist es wichtig, Vertrauen zu den Verbänden zu bilden", unterstrich Khorchide.



Am 22. Februar hatten der Koordinationsrat der Muslime (KRM) und die nordrhein-westfälische Schulministerin eine Gemeinsame Erklärung zur Einführung eines Islamischen Religionsunterrichts unterzeichnet. Die Erklärung sieht unter anderem vor, dass dem Land Nordrhein-Westfalen ein Beirat als Ansprechpartner für die Einführung des Islamischen Religionsunterrichts zur Seite steht. Zur Einführung des Islamischen Religionsunterrichts ist nach Angaben des Schulministeriums eine Änderung des Schulgesetzes notwendig.