Neuer Militärbischof Overbeck zu seinen Aufgaben und Herausforderungen

"Für ein gutes ethisches Niveau sorgen"

Heute wird Franz-Josef Overbeck, Bischof von Essen, in Berlin in das Amt des katholischen Militärbischofs eingeführt. Im domradio.de-Interview sprach er am Vorabend des Gottesdienstes in der Sankt-Johannes-Basilika über seine neuen Aufgabe und die Pläne eines Truppenbesuchs in Afghanistan.

Bischof Franz-Josef Overbeck: Ansprechpartner für alle Soldatinnen und Soldaten (KNA)
Bischof Franz-Josef Overbeck: Ansprechpartner für alle Soldatinnen und Soldaten / ( KNA )

domradio.de: Guten Tag Herr Bischof Overbeck! Papst Benedikt XVI hat Sie zum neuen Militärbischof berufen. Freuen Sie sich auf die neue Aufgabe?--
Bischof Overbeck: Das ist eine schöne Aufgabe mit vielen Herausforderungen, die ich aber gerne wahrnehme, und so freue ich mich, wenn ich auch weiß, dass es viel Arbeit ist neben meiner ersten Aufgabe als Bischof von Essen und natürlich auch als Adveniat-Bischof.

domradio.de: An welche Herausforderungen denken Sie als erstes?--
Overbeck: Die eine Herausforderung wird darin bestehen, weiterhin eine gute Seelsorge sicherzustellen, wie es auch schon bisher der Fall war. Und das ist unter den Bedingungen, unter denen die Bundeswehr ihren Dienst tut, und auch angesichts der Situation der Kirche in unserem Land und in Europa eine Herausforderung. Das zweite ist die Aufgabe des lebenskundlichen Unterrichts, der ja für alle Soldaten und Soldatinnen von Belang ist und den wir ökumenisch mit der evangelischen Kirche gemeinsam verantworten, um dort für ein gutes ethisches Niveau zu sorgen, damit verantwortliche Entscheidungen getroffen werden können. Das ist wichtig. Und das dritte sind natürlich die gerade in diese Tagen wieder auch deutlich werdenden Perspektiven des Auslandseinsatzes der Bundeswehr. Das stellt sowohl die Bundeswehr als auch die konkreten Soldaten und Soldatinnen und auch ihre Angehörigen vor große, große Herausforderungen.

domradio.de: Zu Ihrem neuen Seelsorgebereich zählen die katholischen Soldaten und ihre Angehörigen. Auch die, die ihren Dienst in Afghanistan tun, nicht wahr?--
Overbeck: Richtig. Das ist so. Und gerade in den letzten Jahren hat sich von daher gesehen der Schwerpunkt der Arbeit in der Bundeswehr sehr verlagert: Auf der einen Seite im Inland, auf der anderen Seite im Ausland.. Damit sind viele ethische, aber auch sehr starke physische und psychische und auch emotionale Belastungen verbunden, die immer auch religiöse und andere Fragen nach sich ziehen, für die unsere Seelsorger/innen und vor allem auch die Pfarrer zur Verfügung stehen, aber sich auch herausfordern lassen müssen.

domradio.de: Sie wollen bald selbst nach Afghanistan fliegen?--
Overbeck: Ja, das werde ich im Laufe des 2. Halbjahres 2011 tun. Da müssen der Kalender des Bischofs von Essen und die Bundeswehr gut zusammenkommen, aber das wird dann der Fall sein.

domradio.de: Welche Botschaft möchten Sie den katholischen Soldaten zu Ihrem Amtsantritt mitgeben?--
Overbeck: Das eine ist, dass das Zweite Vatikanische Konzil in einer seiner großen Konstitutionen Gaudium et Spes davon gesprochen, dass die Soldaten Diener des Friedens und der Versöhnung der Völker seien. Das ist das Wichtigste zu unterstützen vom Evangelium und der Botschaft der Kirche her. Wir wollen Menschen heranbilden, die eben als Soldaten und Soldatinnen ihren Dienst tun, um dem Frieden zu dienen. Und von daher wollen wir uns gerade in der heutigen Weltgesellschaft nicht der Verantwortung entziehen, da wo es nötig ist, diese Botschaft zu verwirklichen. Das ist eine der großen Aufgaben und Botschaften, die ich vermitteln will, dass wir als Kirche da mit unserer Tradition, mit unserem Glauben, aber auch mit den Denkgeschichten, die sich in 2000 Jahren Kirche angesammelt haben, große Hilfe leisten können. Das andere ist einfach, seelsorgerisch nahe zu sein und zu helfen, wo Hilfe notwendig ist. Diese Hilfe ist beider Bundeswehr sehr geschätzt, wie ich immer wieder sehr dankbar feststelle. Und das dritte ist, auch deutlich zu machen: Die Soldaten und Soldatinnen können mit ihren Sorgen zu mir und zu den Seelsorgern kommen, aber ich bin auch die Stimme der Soldaten bei den deutschen Bischöfen und darüber hinaus.

domradio.de: Als Priester mussten Sie selbst wahrscheinlich nicht zur Bundeswehr. Wären Sie denn gegangen, wenn Sie einberufen worden wären?--
Overbeck: Das hätte ich wohl damals getan, das ist nun allerdings schon fast 30 Jahre her, in jener Zeit musste ich mir die Frage nicht stellen, da ich damals sofort nach dem Abitur wusste, dass ich Priester werden wollte, und den Antrag gestellt habe, während des Studiumsfreigestellt zu werden. Dem ist stattgegeben worden, und als Priester brauchte ich dann nicht mehr.

domradio.de: Sie sind Bischof im Ruhrbistum und ab morgen auch Militärbischof. Wie müssen wir uns das ganz praktisch vorstellen? Fliegen Sie jetzt häufiger mit dem Bundeswehrhubschrauber von Essen nach Berlin? --
Overbeck: Nein, ich fliege wohl nach Berlin, aber mit einer normalen Maschine. Und ansonsten werde ich sehen, dass ich einmal im Monat zwei Tage in Berlin sein werde und dass ich natürlich in Deutschland an den Standorten und aber auch bei den Auslandseinsätzen und an den Orten, wo Soldaten und Soldatinnen und ihre Angehörigen leben, präsent bin. Das wird sich im nächsten Jahr erst erweisen müssen, welchen Stil das gewinnt, aber das werden die Schwerpunkte sein.



Interview: Tommy Millhome