Vor der Seligsprechung Johannes Paul II.

Lob und Tadel

Kurz vor der Seligsprechung von Johannes Paul II. haben deutsche Bischöfe und Theologen auf unterschiedliche Verdienste des Papstes aus Polen hingewiesen. Lob kam auch von der jüdischen Gemeinschaft. Heftige Kritik am Papst äußerte dagegen der Theologe Hans Küng.

 (DR)

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, würdigte insbesondere die menschlichen Qualitäten des Papstes aus Polen. In einem am Freitag veröffentlichten Beitrag für das Internetportal "kath.net" lobt der Freiburger Erzbischof die "buchstäbliche Gastfreundschaft", die Kommunikationsfähigkeit und den Humor des 2005 gestorbenen Kirchenoberhauptes.



"Sein Humor, sein Lächeln steckte an. Seine Sorge für die jungen und die älteren Menschen haben sein Pontifikat geprägt", schreibt Zollitsch. So seien durch seine Initiative die Weltjugendtage entstanden. Der Konferenzvorsitzende erinnerte auch an die lange

Krankheits- und Sterbephase des Papstes. "Niemand zuvor hat das Altwerden und Sterben so sehr verdeutlicht und verständlich gemacht wie Papst Johannes Paul II. Er wollte der Menschheit vermitteln, dass das Altwerden zum Menschsein gehört und nichts Schlimmes ist und dass der ältere Mensch seinen Platz in der Gesellschaft haben soll." Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick betonte, Johannes Paul II. habe den Eisernen Vorhang geöffnet. In seinen über hundert Reisen habe er "die Herzen der Menschen für Christus" aufgeschlossen.



Als einen Höhepunkt im christlich-jüdischen Verhältnis würdigte Charlotte Knobloch die Amtszeit von Papst Johannes Paul II. "Er hat die Juden nicht nur seine älteren Brüder genannt, sondern sie auch so gesehen", sagte die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland dem "Münchner Kirchenradio". Als junger Mann habe Johannes Paul II. das Ghetto von Krakau, die Konzentrationslager und die Qualen dort gekannt. Er habe deshalb die Beziehung zu den Juden nicht nur aus religiöser, sondern auch aus der menschlichen Sicht gesehen.



Küng erklärte dagegen, Johannes Paul II. eigne sich nicht als Vorbild für katholische Gläubige. Er "hat er ein autoritäres Lehramt ausgeübt, er hat die Menschenrechte von Frauen und Theologen unterdrückt", sagte er der "Frankfurter Rundschau".



Küng, dem wegen Zweifel am Unfehlbarkeitsdogma 1979 die Lehrerlaubnis entzogen worden war, bezeichnete sich selbst als "ersten großen Inquisitionsfall dieses Papstes". Johannes Paul II.

sei "intolerant und unwillig zum Dialog" gewesen. "Auch seine Behandlung der lateinamerikanischen Befreiungstheologen war das Gegenteil dessen, was man von einem christlichen Vorbild erwarten sollte", fügte er hinzu.