Kölner Ausstellung zeigt "Genese eines Mythos"

Auf den Spuren von Lawrence von Arabien

Dem Mythos "Lawrence von Arabien" will eine Ausstellung im Kölner Rautenstrauch-Joest-Museum auf den Grund gehen. Die Schau, die von Samstag an bis zum 11. September gezeigt wird, dreht sich um die schillernde Persönlichkeit und das Leben des Briten Thomas Edward Lawrence (1888-1935). Ein Besuch.

 (DR)

Für seine Bachelorarbeit reiste der junge Student 1909 auf eigene Faust nach Syrien und Palästina und erkundete die Architektur von Kreuzritterburgen. Die Leidenschaft für den Orient, für die Wüste und für militärische Eroberungen zeigte sich früh bei Thomas Edward Lawrence, und sie sollte ihn sein Leben lang begleiten.

Wie aus dem jungen Archäologen und britischen Offizier noch zu Lebzeiten die international berühmte Heldengestalt "Lawrence von Arabien" wurde, dem geht eine Ausstellung im Kölner Rautenstrauch-Joest-Museum nach.



"Genese eines Mythos" lautet der Titel der Sonderschau, die von Samstag an bis zum 11. September zu sehen ist. Die in Kooperation mit dem Landesmuseum Natur und Mensch in Oldenburg erarbeitete Ausstellung widmet sich der ambivalenten Persönlichkeit von Lawrence (1888-1935). Sie lenkt den Blick auf seine Rollen als Archäologe, Arabienkenner, Spion, Berater für die Briten und Unterhändler bei den arabischen Stämmen im Kampf gegen die Osmanen und gegen die Deutschen während des Ersten Weltkriegs, wie Kurator Detlef Hoffmann schildert.



Wie groß die Wirkung von Lawrence" Handeln für die politische Landschaft Arabiens und Europas wirklich war, könne nicht eindeutig beantwortet werden, sagt Hoffmann. "Aber durch seine Persönlichkeit und frühe Popularität ist er eine charismatische Projektionsfläche für politische Verhältnisse." Winston Churchill und auch ranghohe Stammesfürsten hielten jedenfalls große Stücke auf den Briten und setzten - aus unterschiedlichen Motiven - ihre Hoffnung auf den klugen, gleichwohl schüchternen Lawrence.



Mit Fotografien, Dokumenten und Filmaufnahmen begibt sich die Schau auf die Spuren des Mannes, der vor allem dem westlichen Publikum aus dem monumentalen Filmepos von David Lean von 1962 in Erinnerung geblieben ist. Die Verkörperung durch den Schauspieler Peter O"Toole, der der Zerrissenheit des jungen Briten in Beduinenkleidung Ausdruck verleiht, ist nach Hoffmanns Ansicht vielleicht einer der wenigen historisch korrekten Aspekte des Films.



Denn wie im Film wusste auch der historische Lawrence, dass er den großen Wunsch der Araber auf einen eigenen unabhängigen Nationalstaat nicht durchsetzen konnte. Zwar hatte der junge britische Offizier erreicht, was Kalife und Sultane vor ihm nicht geschafft hatten: die arabischen Stämme zu vereinen, eine schlagkräftige Armee aus ihnen zu machen und die Osmanen aus dem strategischen wichtigen Akaba zu vertreiben. Doch Engländer und Franzosen hatten die nordarabische Region längst unter sich aufgeteilt.



"Heute gilt Lawrence in Ländern wie Syrien und Jordanien dem einfachen Volk als Verräter", sagt Mamoun Fansa, Projektleiter und Direktor des Landesmuseums Natur und Mensch in Oldenburg. Denn die Hoffnungen der Araber habe Lawrence in ihren Augen enttäuscht. Fürst Faisal habe damals lediglich den Irak, nicht aber Syrien als Herrschaftsgebiet erhalten. Und die damals gezogenen Staatengrenzen beeinflussen bis heute das politische Geschehen in der arabischen Welt.



Dass ausgerechnet eine Multimedia-Show Thomas Edward Lawrence noch zu Lebzeiten zur Legende machte, mag einem heutigen Medienpublikum nicht mehr so kurios erscheinen wie vorangegangenen Generationen. Der US-Kriegsberichterstatter Lowell Thomas reiste 1918 zu Faisal und Lawrence in die Wüste und begleitete sie mit der Kamera. Aus Luftaufnahmen, Filmszenen und Fotografien stellte er eine reisende Bildershow zusammen, die den Gleise sprengenden und mit Faisal im Auto fahrenden Lawrence zum zentralen Helden der arabischen Revolution stilisierte. Millionen Menschen im Empire sahen die Show.



Lawrence selbst zog sich nach dem Ersten Weltkrieg aus der Wüste zurück. Als Churchills politischer Berater nahm er noch 1919 und 1922 an den wichtigen Konferenzen von Paris und Kairo teil. Ab 1922 suchte er die Anonymität als einfacher Soldat in der britischen Armee. Unter falschem Namen gelang es ihm, dort Ruhe nach einem rastlosen Leben zu finden. Wenige Wochen nach seiner Entlassung 1935 starb der technik- und tempobegeisterte Lawrence an den Folgen eines Motorradunfalls.



Info:

Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr zu sehen.