Englands Royals dürfen seit 300 Jahren keine Katholiken heiraten

Ein Herz und eine Krone - und das richtige Gebetbuch

Englands Thronfolger dürfen keine Katholiken heiraten, das ist seit 1701 Gesetz. Sollte die Liebe stärker sein, dann müssen sie auf ihren Platz in der Thronfolge verzichten. Alle wohlmeinenden Versuche jedoch, eine Gesetzesänderung einzuleiten, sind bis jetzt im Sande verlaufen.

Autor/in:
Christiane Neuhausen
 (DR)

Ganz in Weiß, mit einem Blumenstrauß. Wer sich dergestalt in seinen schönsten Träumen sieht, in europäische Königs- oder Fürstenhäuser einzuheiraten, sollte zumindest noch mal kurz aufwachen und sein Gebetbuch überprüfen. Ist es das richtige, kann man weiterträumen. Prinz Harry etwa ist ja noch frei. Blonde junge Damen, die trinkfest sind und auch schon mal über die Stränge schlagen, ohne dabei kompromittierende Bilder zu hinterlassen, dürften allem Ermessen nach eine gute Chance haben. Vorausgesetzt, sie sind nicht katholisch.



Peter Philipps, ältester Enkel der Queen und Sohn von Prinzessin Anne, hat nach allen Regeln der Wahrscheinlichkeit ohnehin eine äußerst geringe Chance, seiner Großmutter, seinem Onkel Prinz Charles oder seinem Vetter William auf den Thron zu folgen. Dennoch ist seine Frau, die katholische Kanadierin Autumn Kelly, vor der Hochzeit zur anglikanischen Kirche übergetreten, um ihrem Gatten den elften Platz in der Thronfolge zu sichern. Dieser Wechsel des Gebetbuches dürfte sich nur dann auszahlen, wenn die Sterblichkeitsrate in der engeren königlichen Familie dramatisch ansteigt.



Auch Kate Middleton, Royal in spe, hat sich vor ihrer Hochzeit mit Prinz William noch einmal zu ihrem anglikanischen Glauben bekannt. Mitte März legte die 29-Jährige im Kreis ihrer Familie im St James"s Palace, dem Verwaltungssitz des königlichen Hofes, ihre Konfirmation ab. Zwar war sie kurz nach ihrer Geburt getauft, aber nie konfirmiert worden.



Keine Chance für katholische Kirche

Wer der Meinung ist, beim Ausschluss von Katholiken handele sich um einen klaren Fall von Diskriminierung, der in den Geltungsbereich des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte fiele, muss wissen: Erfahrungsgemäß dauern solche Prozesse länger, als Kate Middleton auf den Heiratsantrag gewartet hat.



Der britische Monarch ist seit der Reformation das weltliche Oberhaupt der anglikanischen Staatskirche von England. Auch Prinz William würde dieses Amt antreten, wenn er den Thron bestiege. Nun ließ sich Middleton freilich nicht wegen der wichtigen kirchlichen Rolle der königlichen Familie konfirmieren, sondern als Teil "ihrer persönlichen Reise zum Glauben" und als "Vorbereitung auf ihre Hochzeit", wie es hieß.



Die katholische Kirche in England ist über den "Act of Settlement" von 1701 schon mehr als 300 Jahre unglücklich. Kardinal Cormac Murphy-O"Connor, früherer Erzbischof von Westminster, meinte einmal zugespitzt, Prinz William könne dem Gesetz nach eine Hinduistin, eine Buddhistin oder wen auch immer heiraten - nur keine Katholikin. Der verstorbene Kardinal Thomas Winning (1925-2001) hielt das Gesetz für eine Beleidigung der Katholiken und hielt sich mit seiner Meinung keineswegs zurück.



Es kann auch anders herum gehen. Die südafrikanische Schwimmerin Charlene Wittstock (33) heiratet im Sommer den monegassischen Fürsten Prinz Albert (53). Ebenso wie Kate Middleton musste sie viele Jahre auf das Herz und die Krone warten. Anfang April ist sie nun ihrem Ziel einen deutlichen Schritt näher gekommen: Sie ist katholisch geworden. In Monaco ist der Katholizismus nämlich Staatsreligion.