Unicef fordert mehr Schutz für Kinder im Libyen-Konflikt

In der Schusslinie

Über die Auswirkungen der Gewalt auf Kinder in dem andauernden Konflikt in Libyen ist Unicef sehr besorgt. "Wir wissen, dass Kinder sogar Opfer von Scharfschützen sind", sagte im domradio.de-Interview sagte Rudi Tarneden vom UN-Kinderhilfswerk.

 (DR)

Angst und Verzweiflung griffen zunehmend um sich, schließt Tarneden aus Berichten libyscher Flüchtlinge. Die Versorgungslage der Menschen in umkämpften Städten wie Bengasi sei schlecht. "Es sind zwar Hilfsgüter in die Stadt gebracht worden, aber die Menschen haben keine Möglichkeit sich diese Hilfsgüter zu besorgen", so Tarneden am Mittwoch.



"Es gibt Minen, es gibt Blindgänger"

Der Konflikt in Libyen werde mit einem erheblichen Gewaltpotential auf dem Rücken der Zivilbevölkerung ausgetragen. Meldungen machten die Runde über Schläger-Truppen und sexuelle Übergriffe.  "Es gibt Minen, es gibt Blindgänger, nicht explodierte Cluster-Munition (Anm. d. Red.: Streubomben), also ein erheblich Bedrohungspotential gerade für die Kleinsten."  Die meisten Opfer seien in der Altersklasse unter zehn Jahre.



Unicef fordert einen unverzüglich Zugang für Hilfsorganisationen zu allen betroffenen Gebieten. Allein in Libyen seien zehntausende Kinder in Gefahr. Es fehle dort an Wasser, Nahrung und Medikamenten. Zwar habe man in Zusammenarbeit mit anderen UN-Organisationen vergangene Woche Medikamente und technisches Gerät nach Misrata bringen können. In der seit 50 Tagen von Regierungstruppen belagerten Stadt spitzte sich die Lage nach Unicef-Angaben aber immer weiter zu. Mindestens 20 Kinder seien bei den Kämpfen getötet worden.



"Kein Konflikt rechtfertigt, dass Kinder zur Zielscheibe werden"

Auch in anderen arabischen Krisenstaaten litten Kinder unter den gewaltsamen Zusammenstößen. Im Jemen wurden laut Unicef seit Beginn der Unruhen im Februar mindestens 26 Kinder getötet und mehr als 800 verletzt; in Syrien verloren mindestens neun Kinder durch das harte Vorgehen der Sicherheitskräfte ihr Leben; auch in Bahrain seien unter den Opfern junge Schüler, so das Hilfswerk.



"In Nordafrika und dem Nahen Osten sterben Mädchen und Jungen durch Kugeln und Granaten. Kein Konflikt rechtfertigt, dass Kinder zur Zielscheibe werden", sagte Christian Schneider, Geschäftsführer von Unicef Deutschland, am Mittwoch in Köln.