Rom bereitet sich auf größtes Kirchenereignis 2011 vor

Countdown für Seligsprechung läuft

In Rom hat der Countdown für die Seligsprechung von Papst Johannes Paul II. am kommenden Sonntag begonnen. Nach den Osterzeremonien des Papstes und nach dem italienischen Nationalfeiertag am Ostermontag gehen in der Ewigen Stadt die Vorbereitung für das größte Kirchentreffen des Jahres in die Schlussphase.

 (DR)

Der Vatikan rechnet mit 300.000 Besuchern, die Stadt Rom spekulierte mit einer, vielleicht sogar drei Millionen Menschen, Bürgermeister Gianni Alemanno korrigierte die Schätzungen mittlerweile auf 450.000. Die Stadt lässt sich die Feiern für das 2005 verstorbene polnische Kirchenoberhaupt 3,5 Millionen Euro kosten. "Wir könnten bis zu drei Millionen Menschen aufnehmen, Rom wird sich wie immer großzügig und gastfreundlich zeigen", betont der Bürgermeister der konservativen Regierungspartei PDL zuversichtlich.



Seit Dienstag hängen zwei Plakatmotive mit dem künftigen Seligen an fast jeder Straßenkreuzung Roms. Auch sind viele städtische Busse mit dem Bild von Johannes Paul II. beklebt, wie er in römischem Dialekt seine Mitbürger zur Zusammenarbeit aufruft: "Damose da fa" semo Romani!" ("Packen wir es, wir sind Römer!") Ein anderes Motiv zeigt den künftigen Seligen, wie er ein Kind in die Luft hebt, darunter sein geistliches Testament: "Ich habe euch gesucht. Ihr seid zu mir gekommen. Dafür danke ich Euch".



Ostertage als letzter Test

Die Ostertage waren für italienische Polizei und Verkehrsplaner ein letzter Test für das kommende Großereignis. Am 1. Mai ab vier Uhr früh werden der Petersplatz und seine weitere Umgebung komplett abgesperrt. Drei Stadtviertel sind für Autos, Reisebusse und selbst Motorroller sowie den öffentlichen Nahverkehr verboten.



Die Feierlichkeiten beginnen am Samstagabend mit einer Gebetswache im Circus Maximus, dem größten freien Platz der Innenstadt. In einem ersten Teil kommen Zeugen des neuen Seligen zur Wort: Der langjährige Papstsekretär Kardinal Stanislaw Dziwisz, der heute der Nachnachfolger von Johannes Paul II. als Erzbischof von Krakau ist. Dann der frühere Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls und schließlich die französische Ordensschwester Marie Simon-Pierre Normand, die ihre Genesung dem Wojtyla-Papst zuschreibt: Nachdem Mitschwestern das verstorbenen Kirchenoberhaupts angefleht hatten, wurde sie in der Nacht auf den 3. Juni 2005 plötzlich von ihrer Parkinson-Krankheit geheilt.



Gemeinsames Rosenkranz-Gebet

Im zweiten Teil der Nachtwache steht ein gemeinsames Rosenkranz-Gebet im Mittelpunkt. Dazu sind Marienheiligtümer aus aller Welt - aus Polen, Tansania, dem Libanon, Mexiko und Portugal -zugeschaltet. Auch die französische Ordensschwester Marie Simon-Pierre Normand wird erwartet, deren medizinisch nicht erklärbare Heilung von der Parkinsonschen Krankheit beim Seligsprechungsprozess für Johannes Paul II. als Wunder anerkannt wurde. Papst Benedikt XVI. verfolgt die Zeremonie von seiner Wohnung aus. Per Videoschaltung wird am Ende des Abends der Nachfolger des polnischen Papstes von seinem Arbeitszimmer im Apostolischen Palast aus den Segen erteilen.



Rund 10.000 parfümierte Rosenkränze aus China mit dem Abbild von Papst Benedikt XVI., der seinen Vorgänger auf dem Petersplatz seligsprechen will, stoppte die Polizei bei der Ankunft im Hafen von Ancona. Die Aufschrift "Italy Rome" auf den für römische Souvenirstände bestimmten Schachteln sollte den Ermittlern zufolge die chinesische Herkunft verschleiern. Nach italienischem Recht darf das werbeträchtige "Made in Italy" nur auf echter italienischer Ware stehen.



Während die Polizei die Zufuhr rechtswidrig beschrifteter Papstsouvenirs einzudämmen versucht, treffen die Behörden für fünfzig erwartete Staats- und Regierungschefs sowie das belgische Königs- und das spanische Prinzenpaar umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen. Auf dem Petersplatz wird es 40.000 Sitzplätze für Pilger geben. Weitere 40.000 finden rund um die Sicherheitskorridore im Stehen Platz. Die übrigen Schaulustigen werden die Seligsprechung auf der angrenzenden Prachtstraße Via della Conciliazione und auf anderen zentralen Plätzen auf Großleinwänden verfolgen können.



Höhepunkt ist dann am Sonntag um 10 Uhr die feierliche Erhebungsmesse auf dem Petersplatz. Wenn nach der Seligsprechungsformel der Wandteppich an der Fassade des Petersdoms enthüllt wird, erklingt eine neu komponierte Hymne auf den neuen Seligen. Einlasskarten und Platzreservierungen für diese Feier auf dem Petersplatz gibt es nicht. Wer rechtzeitig kommt, sichert sich die besten Plätze, heißt es im Vorfeld. An verschiedenen Stellen in der Stadt wird die Zeremonie zudem auf Großbildschirmen übertragen.



Die Stadt Rom will das Kirchenfest mit einer ganzen Reihe von Initiativen begleiten. Die öffentlichen Verkehrsmittel verkürzen ihre Taktfrequenz, fahren in der Nacht zum 1. Mai fast durchgehend. Rund 2.000 Polizisten, Carabinieri und Feuerwehrleute sind im Einsatz. Die staatlichen und städtischen Museen sind am 1. und 2. Mai zum Preis von einem Euro zugänglich. Der Vatikan hält seine Museen bereits ab diesem Dienstag bis Mitternacht geöffnet, für Pilger zum ermäßigten Eintrittspreis von acht Euro.



Große Schau über das Leben von Johannes Paul II.

Am Donnerstag öffnet im Ausstellungsraum bei den Bernini-Kolonnaden am Petersplatz eine große Schau über das Leben von Johannes Paul II. ihre Pforten. Zusammen mit dem polnischen Kultusministerium zeigt der Vatikan Dokumente und Ausstellungsstücke über Karol Wojtyla von der Kindheit über die Studien- und Kriegsjahre bis zur Papstwahl. Am Freitag gibt Italiens Post eine Sondermarke heraus, die des Vatikan - in Kooperation mit der polnischen Post - ist bereits in Umlauf.



Ab Sonntagmittag wird der Sarg des Seligen zur Verehrung durch die Gläubigen vor dem Papstaltar aufgestellt. Erst wenn der letzte Besucher am Sarg defiliert ist, wird Johannes Paul II. im rechten Seitenschiff des Petersdoms, in unmittelbarer Nähe von Michelangelos Pieta, beigesetzt. Zum Abschluss des Seligsprechungsmarathons wird Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone am Montag auf dem Petersplatz eine Dankmesse feiern.

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