Tausende protestieren bei Ostermärschen gegen Atomenergie

Atomkraft am Pranger

Bei strahlendem Frühlingswetter haben Tausende Menschen am Samstag an traditionellen Ostermärschen teilgenommen. Angesichts der Katastrophe von Fukushima forderten die Demonstranten in Berlin und anderen Städten auf zahlreichen Transparenten den Ausstieg aus der Atomenergie.

 (DR)

Zugleich protestierten sie gegen die Militärintervention in Libyen und den andauernden Krieg in Afghanistan. In der Bundeshauptstadt versammelten sich nach Veranstalterangaben rund 4.000 Ostermarschierer auf dem Potsdamer Platz.



Zuvor hatte der Ostermarsch an den Berliner Zentralen der großen deutschen Energieunternehmen Vattenfall, EnBW, RWE und e.on Zwischenkundgebungen eingelegt. Erinnert wurde dabei auch an die atomare Katastrophe vor 25 Jahren im ukrainischen Tschernobyl.



Protest-Umzüge und Kundgebungen fanden am Samstag auch in über 30 weiteren Städten statt, unter anderem in Hamburg, Kiel, Hannover, Osnabrück, Duisburg, Düsseldorf, Mainz, Mannheim Augsburg und München. Nach Angaben des zentralen Frankfurter Ostermarschbüros berichteten Initiativen aus allen Landesteilen über eine Tendenz wachsender Beteiligung. Auch reihten sich zunehmend Jüngere unter den Ostermarschierer ein.



In Bremen kamen laut Veranstalter rund 1.000 Menschen zusammen, die Polizei sprach von 300. Es habe einen "Schulterschluss zwischen Anti-AKW-Gruppen und der Friedensbewegung gegeben", sagte Ekkehard Lentz, Sprecher des Bremer Friedensforums. Der Friedensbeauftragte der Bremischen Landeskirche, Martin Warnecke, kritisierte den Angaben zufolge scharf die Seelsorge-Reise einer Delegation der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zum deutschen Militärstützpunkt in Afghanistan. Dies müsse de facto als Unterstützung gewertet werden.



In Hamburg zogen laut Polizei rund 750 Demonstranten vom Dammtor-Bahnhof Richtung Innenstadt. Ihre Parolen waren: "Bundeswehr raus aus Afghanistan!", "Atomwaffen abschaffen", "Atomkraftwerke abschalten". Vor dem Kundenzentrum von Vattenfall wurde ein Zwischenstopp eingelegt.



Auch bei den Ostermärschen an Rhein und Ruhr ging es um den Ausstieg aus der Atomenergie und den Kampf gegen atomare Rüstung. In der Düsseldorfer Altstadt waren den Organisatoren zufolge rund 1.000 Menschen dabei. Ein Landesschülervertreter sprach sich gegen Werbung der Bundeswehr in Schulen aus.



Die Initiative "Leipzig gegen den Krieg" zog in Leipzig am Vormittag zur Nikolaikirche. An der Kundgebung hätten mehrere Hundert Menschen teilgenommen, hieß es von den Veranstaltern. Dabei wurde ein Schwert zu einer Sichel umgeschmiedet. Nach der Kundgebung wurden als Friedenssymbole Tauben in die Luft gelassen. In Rostock setzten Friedenradfahrer ihre Fahrt durch Mecklenburg-Vorpommern fort.



Beim zentralen baden-württembergischen Ostermarsches in Stuttgart forderten Redner ein Ende jeglicher Art deutscher Kriegsbeteiligung, ob in Afghanistan oder Libyen. Unter dem Motto "Frieden schaffen ohne Waffen - auch in Libyen. Jetzt!" trafen sich nach Veranstalterangaben etwa 800 Menschen. Sie protestierten ebenfalls gegen die militärische und zivile Nutzung von Atomenergie. Seit vor über 65 Jahren die ersten Atombomben abgeworfen wurden, wisse die Menschheit, dass Atomwaffen in der Lage seien, die Zivilisation zu beenden, sagte Paul Russmann, Sprecher der ökumenischen Aktion "Ohne Rüstung Leben", dem epd.



Am Ostersonntag sollen die Ostermarsch-Aktionen in mehreren Städten fortgesetzt werden. Ein Höhepunkt erwarten die Veranstalter für Montag, wenn die Proteste gegen Atomkraftwerke bundesweit im Mittelpunkt stehen sollen. Anlass ist der 25. Jahrestag des Reaktorunglücks von Tschernobyl am 26. April.



   Insgesamt sind in diesem Jahr bei den Ostermärschen mehr als 70 Aktionen geplant. Die Märsche sind aus den Protesten gegen die Wettrüstung während des Kalten Krieges hervorgegangen.