Landesbischof Fischer ruft Christen zu Protest gegen Atomenergie auf

"Österlicher Aufstand für das Leben"

Ein Vorgeschmack auf die Ostermärsche: Lautstark protestierten Atomkraftgegner vor der RWE- Hauptversammlung für einen sofortigen Atomausstieg. Auch der evangelische Landesbischof Fischer mahnte in seiner Osterbotschaft, Christen müssten Risiken widersprechen, die nicht beherrschbar seien.

 (DR)

Der Landesbischof in Baden, Ulrich Fischer, sprach sich gegen einen "Fortschritt um jeden Preis" und für einen Ausstieg aus der Kernkraft aus. Die christliche Botschaft von Ostern, der Glaube an Gottes Sieg über den Tod, fordere die Konsequenz, sich gegen von Menschen gemachte Todesrisiken einzusetzen, sagte Fischer am Mittwoch in Karlsruhe. "Gottes Aufstand für das Leben mündet ein in den Aufstand gegen alles, was Leben bedroht", so der Bischof, der Mitglied der von der Bundesregierung einberufenen Ethikkommission zur Atomenergie ist.



"Österlicher Aufstand für das Leben"

Fischer rief alle Christen dazu auf, den eigenen Lebensstil zu überprüfen und schonender mit Umwelt und Natur umzugehen. Die Auferstehung Jesu an Ostern bezeichnete er als "österlichen Aufstand für das Leben", der Mut mache, sich in aktuelle gesellschaftliche Debatten einzumischen. Fischer verwies dabei auf die Tradition der Ostermärsche.



In mehr als 70 Veranstaltungen fordern Friedensgruppen am Osterwochenende den Ausstieg aus der Kernenergie.  In der Nähe der AKW Biblis soll es einen Sternmarsch mit mehr als 10 000 Teilnehmern geben.



Atomgegner fordern Abwahl von RWE-Chef Großmann

In Essen protestierten am Mittwoch rund 200 Atomkraftgegner anlässlich der Hauptversammlung des Energiekonzerns RWE. Sie verlangten von den Aktionären, RWE-Chef Jürgen Großmann zum Rücktritt zu bewegen oder aber ihn abzuwählen.



Mehrere Organisationen und Parteien, darunter die Grünen, die Linke und Greenpeace, hatten gemeinsam zu der Kundgebung aufgerufen. Mit Transparenten, Flaggen und einem Trillerpfeifenkonzert verliehen die Demonstranten ihren Forderungen Nachdruck. Immer wieder skandierten sie das für sie entscheidende Wort: "Abschalten."



RWE steht im Mittelpunkt der Kritik der Atomgegner, weil der Konzern als einziger der vier großen Energieversorger in Deutschland gegen das Atommoratorium der Bundesregierung klagt. RWE will damit gegen die vorläufige Abschaltung des Reaktors Biblis A vorgehen.



Essener Polizei sprach von einer friedlichen Kundgebung

Die Essener Polizei sprach von einer friedlichen Kundgebung. Zu Handgreiflichkeiten kam es zunächst nicht. Allerdings schafften es rund 40 Demonstranten, einige Meter vor dem Eingang zur Grugahalle eine dauerhafte Sitzblockade zu errichten. Damit wollten sie den Aktionären den Zugang zur Versammlung versperren, was zeitweise auch gelang. Die Polizei sorgte jedoch für einen schmalen Korridor, durch den die Aktionäre schließlich in die Halle gelangten.



Einige Atomkraftgegner warfen derweil Wollknäuel auf die wartenden RWE-Anleger. Sie sollten das Geflecht der RWE-Geschäftsbeziehungen symbolisieren. Auch griffen die Atomkraftgegner die Versammlungsteilnehmer verbal an. Es kam zu Pöbeleien und vereinzelt zu Beleidigungen. "Schämt euch", erzürnte sich eine Demonstrantin. Für ihr "verstrahltes Geld" gingen die Aktionäre über Leichen, schimpfte sie: "Ihr habt doch keine Würde!"



Die meisten der Aktionäre quittierten die Rufe mit einem Lächeln, andere wiederum zeigten sich erbost. Zumal ein Demonstrant einige Anleger auf dem Weg zur Halle mit Wasser beschüttet hatte.