Angespannte Lage in Elfenbeinküste nach Gbagbo-Festnahme

Angst vor Racheakten

Die Lage in der Elfenbeinküste blieb am Dienstag angespannt. Am Tag nach der Festnahme des abgewählten Präsidenten Laurent Gbagbo zögerten die Menschen in der Wirtschaftsmetropole Abidjan, ihre Häuser zu verlassen. Auf den Straßen des Regierungssitzes hielten sich noch immer Gbagbo-loyale Kämpfer auf. Es herrsche Angst vor Racheakten.

 (DR)

Der ivorische Präsident Alassane Ouattara hatte nach der Festnahme Gbagbos durch seine Truppen die Bevölkerung dazu aufgerufen, auf Gewalt und Racheakte zu verzichten. In einer kurzen Rede im nationalen Fernsehen sprach er am Montag außerdem von einer "neuen Ära der Hoffnung". Gbagbo war am nach einem monatelangen Machtkampf, der zum Bürgerkrieg eskaliert war, in seiner Residenz festgenommen worden.



Er wurde zusammen mit seiner Frau Simone unter Aufsicht der UN-Friedenstruppe in das Hauptquartier von Ouattaras Truppen gebracht. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon versprach dem westafrikanischen Land am Montag (Ortszeit) in New York Hilfe bei den Bemühungen, den Rechtsstaat wieder herzustellen.



Ban kündigte an, er werde mit Ouattara darüber sprechen, wie die UN und die ivorische Regierung die anstehenden Probleme gemeinsam lösen könnten. Ouattara beabsichtigt, Gbagbo den Prozess zu machen. Er versprach seinem ehemaligen Gegner ein faires Verfahren. Außerdem stellte der ivorische Präsident eine Versöhnungskommission nach südafrikanischem Vorbild in Aussicht.



Über 1.000 Tote

Nach UN-Informationen wurden bei den Kämpfen und Übergriffen der vergangenen Wochen mehr als 1.000 Menschen getötet. Über 100.000 Menschen sind aus dem Land geflohen. Die Krise in der Elfenbeinküste hatte im November 2010 nach den Präsidentschaftswahlen begonnen. Obwohl Ouattara die Wahl mit 53 Prozent der Stimmen gewonnen hatte, weigerte sich Gbagbo, die Macht abzugeben.



In Abidjan verschanzten sich die Menschen seit über einer Woche in ihren Häusern. Es fehlt nach wie vor an Wasser und Lebensmitteln. Menschenrechtsorganisation sind wegen der humanitären Krise in der Fünf-Millionen-Metropole zunehmend alarmiert.