Katholisches Netzwerk Kinderschutz begrüßt Aufhebung des Internetsperrgesetzes bei Kinderpornografie

"Richtiger Schritt in die richtige Richtung"

Scharfe Kritik an der von der Bundesregierung beschlossenen Aufhebung des Internetsperrgesetzes bei Kinderpornografie hat der Medienbischof der katholischen Kirche, Bischof Gebhard Fürst, geübt. Jens Scharf vom Katholischen Netzwerk Kinderschutz sieht das anders.

 (DR)

domradio.de: Was halten sie davon, dass Kinderpornografie gelöscht werden soll und nicht mehr bloß gesperrt?

Jens Uwe Scharf: Also, ich persönlich halte das für einen richtigen Schritt in die richtige Richtung. Wenn man weiß, das Kinderpornografie ein Straftatbestand ist, der nicht ohne Grund im Strafgesetzbuch steht, dann ist das einfach notwendig. Kinderpornografie ist Gewaltanwendung gegen Kinder, und hier muss alles getan, damit der Kinderschutz im Vordergrund steht.



domradio.de: Jetzt ist es ja so, dass eine Sperrung oder eine Löschung von solchen Internetseiten mit solchen kinderpornografischen Inhalten beide das Ziel haben, dass da keiner mehr hin navigieren, die Bilder betrachten und sich betätigen kann. Was ist jetzt der Unterschied zwischen Sperren und Löschen?

Scharf: Aus meiner bzw. unserer Sicht geht das Löschen weiter als das alleinige Sperren. Also wenn die Bundesregierung alles unternimmt, um diese Seiten zu löschen, dann werden sie irgendwann auch nicht mehr im Netz sein und somit ist dem Ganzen dann wirklich ein Ende gesetzt.



domradio.de: Das Bundeskriminalamt (BKA) hat im Vorfeld immer wieder darauf hin-gewiesen, dass die kinderpornografischen Seiten zu lange abrufbar bleiben, auch dann wenn sie gelöscht wurden. Das klingt paradox. Warum kommt dann die Bundesjustizministerin dennoch zu dieser Entscheidung?

Scharf: Das sind ja dann die technischen Fragen, die dahinterstehen. Wir glauben, dass mit dem Löschen der Seiten einfach der weitergehende Schritt getan ist. Die Bundesregierung muss natürlich alles unternehmen, dass diese Seiten nachhaltig gelöscht werden und gar nicht mehr aufrufbar sind.



domradio.de: Was verspricht sich die Bundesregierung von der Löschung der Seiten, wenn etwa der Server gar nicht in Deutschland steht. Dann hat sie doch darauf gar keinen Zugriff, oder?

Scharf: Das ist momentan richtig. Es ist natürlich ein Wunsch der Bundesregierung, dass die Seiten auch auf ausländischen Servern gelöscht werden. Gleichzeitig würde ich gern den Auftrag damit verbinden, dass die Bundesregierung sich auch international dafür einsetzt, dass entsprechende Regelungen auch in den anderen Ländern getroffen werden, wo diese Server stehen.



domradio.de: Am besten ist natürlich immer präventive Arbeit. Wie könnten Sie sich das vorstellen?

Scharf: Kinderpornografie entsteht ja dadurch, dass es dafür eine Nachfrage gibt, und da kommen wir sehr schnell zu dem Thema Pädophilie. Es gibt ja Menschen mit pädophiler Neigung, die genau dieses Angebot nutzen. Und aus unserer Sicht, also des Kinderschutzes in Berlin, aber auch des Caritasverbandes, meinen wir, dass im Vorfeld, bevor es zur Tat kommt, wesentlich mehr Aufklärung passieren muss. Es gibt Therapieangebote oder auch Unterstützungsangebote, und beispielhaft hat die Charité in Berlin ein Präventionsprojekt zur Kinderpornografie gestartet, das genau diesen Schritt geht.



domradio.de: Wie sieht das aus?

Scharf: Es ist ein Angebot an insbesondere Männer mit pädophiler Neigung, die sich anonym, aber auch namentlich dort melden können, die dort mit Ärzten über ihre Neigung sprechen. Im Gespräch wird konkretes Handeln eingeübt, sodass sie nicht mehr in dieser Richtung tätig werden. Ich finde, hier muss im Vorfeld, in der Prävention wesentlich mehr getan werden. Das alleinige Löschen von Seiten wird wahrscheinlich nicht ausreichen.